Schon eines dieser beiden „Projekte“ ist an sich sehr erfüllend, aber gleichzeitig auch Kräfte raubend: Das Projekt “Eigenes Kind“ und das Projekt “Ausbildung/ Umschulung”.
Beidem sollte man sich hingebungsvoll widmen. Dem Kind selbstverständlich aus Liebe und dem Wunsch, aus ihm einen glücklichen Menschen zu machen. Der Ausbildung, um nach zwei oder drei Jahren mit einer möglichst gute Abschlussnote belohnt zu werden.
Manchmal ist man, beispielsweise während einer Umschulung, schon Mama, wenn die neue Ausbildung beginnt. Dies ist einfach dem Fakt geschuldet, dass Umschulungen naturgemäß eine vorherige Ausbildung mit sich bringen. Demzufolge sind die Teilnehmer meist in einem Alter, in dem Kinder schon eine große Rolle spielen.
Viele Umschüler hatten vorher bereits eine andere Ausbildung absolviert oder ein Studium begonnen und dann aus diversen Gründen nicht beendet.
Bei der Frage, wie optimal man Kind und Ausbildung managed, spielt es keine Rolle, wie alt das Kind ist (dass man in der Stillzeit keine Ausbildung bestreiten kann, in der ständige Präsenz gefordert wird, versteht sich jedoch von selbst).
Denn ein Kind fordert, egal welchen Alters, viel ein. Es ist ihm in den meisten Fällen egal, ob es gerade in der Woche krank wird, in der du die Grundlagen für Rechnungswesen lernst oder es deine ausbildungsfreie Zeit betrifft.
Zudem fragen Kitas und Schulen nicht nach dem täglichen Unterrichtsbeginn. Chefs sollten natürlich Verständnis für Dinge wie wichtige Theateraufführungen des Kindes, Gespräche mit Erziehern und Lehrern etc. haben, die nachmittags stattfinden. Dies ist jedoch keineswegs selbstverständlich.
Egal, wie man es dreht: eines ist fast unabdingbar – Ein familiäres Umfeld, sehr gute Freunde oder der Partner, der einspringt, wenn es nötig ist.
Ohne die Genannten hätte ich in meinem Fall nicht den Ansatz einer Chance gehabt, den Herausforderungen, die durch Umschulung und Kind auf mich zukamen, gerecht zu werden.
Gerade zu dieser Thematik habe ich eine Menge an Erfahrungen, die ich beitragen kann. Auch Mitschülerinnen waren zum Teil in der gleichen Lage.
Eine von diesen allein erziehend.
Doch in allen Fällen gab es mindestens eine Person, die Mama und Kind aktiv unterstützte, wenn es hart auf hart kam. Sei es die Oma, der Partner oder die Schwiegermutter.
Im Fall meiner Umschulung gibt es noch einen Faktor, der das Ganze erheblich erschwerte.
Die Steuerkammer Sachsen bestimmte vor ein paar Jahren (als sie zuließ, dass der Ausbildungsgang Steuerfachangestellte auch als Umschulung zugelassen wurde), dass Absolventen in den zwei Jahren der Umschulung insgesamt nur 10 Tage fehlen durften.
Für mich klang das vorerst gar nicht so wenig, als ich mit der Sekretärin meines Bildungsträgers sprach.
Sie wies jedoch darauf hin, dass zu diesen 10 Tagen auch ein erkranktes Kind zählte, wegen dem man zuhause bleiben musste.
Und dies ist eine Größenordnung, die der Realität sehr abhanden kam. Sicher meint es die Kammer „nur gut“ und möchte, dass die Schüler in der ohnehin sehr komprimierten Zeit von zwei Jahren nicht allzu viel verpassen.
Jedoch ist meine Meinung, dass man bei Bestehen der wöchentlichen individuell abschätzen könnte, wie es um die Aufnahmefähigkeit des einzelnen Umschülers bestellt sei. Oder – anders gedacht – müsste man Unterschiede ansetzen, was die Länge an Krankheitstagen angeht.
Ich persönlich war in der luxuriösen Lage, eine verständnisvolle und flexible Schwiegermutter an meiner Seite zu haben, die genügend Zeit hatte, in brenzligen Fällen einzuspringen.
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Mütter sind Organisationstalente. Ausnahmslos. Warum? Weil sie es sein müssen.
Das A & O einer „Ausbildungs-Mama“ ist Effektivität in der zeitlichen Tagesstruktur.
Was nach Drill und Armee klingt, sind in Wirklichkeit nur Überlegungen dazu, was in deinem konkreten Alltag anfällt und nicht untergehen darf. Sei es Organisatorisches, das mit dem Abholen deines Kindes von Kita oder Schule anfällt; sei es der Haushalt; sei es das Lernen.
Wie so oft solltest du dir auch hier Prioritäten setzen. Bist du eine Ordnungsfanatikerin, mache Abstriche beim Anspruch an einen „perfekten Haushalt“. Es ist wichtiger, den Stoff noch einmal zu wiederholen, als das 3. Mal in der Woche den Staub von den Möbeln zu wischen 😉 Klingt logisch, aber Putzteufel wissen, wie schwer das manchmal ist: ein Auge zuzudrücken, wenn das Chaos einzukehren droht.
Wichtig außerdem: Nutze Leerlaufzeiten so optimal wie möglich! Sprich: Falls du Bahn oder Zug fährst, um zur Schule oder deiner Kanzlei zu gelangen, nimm´ dir immer etwas Lesestoff mit. Steuerlehre und WISO – Fragen sind gut geeignet, um sie auch an Orten außerhalb deines Schreibtisches zu wiederholen.
Weitere Tipps zu Lernstrategien findest du hier.
Auch solltest du dir bewusst machen, welchen natürlichen Bio-Rhythmus dir innewohnt.
Bist du eine „Lerche“, schnapp´ dir deine Bücher und Hefter und lerne, noch bevor alle wach sind. Ich zum Beispiel gerate in den frühen Morgenstunden quasi in Hochform, was Konzentrationssachen anbelangt (zum Unverständnis meines Mannes ☺).
Bist du andernfalls eher eine Nachteule, verlagere das Lernen und Ausarbeiten deiner Lernkarten eher in die späten Abendstunden, wenn dein Kind bereits schläft (oder seinem Lieblingshörspiel lauscht).
Prinzipiell bin ich sehr gut damit gefahren, kleine Leerlaufzeiten mit Lernen auszufüllen. Dies setzt natürlich voraus, dass du deinen Lernstoff auch für solche spontanen Anwandlungen dabei hast. Hierfür eignen sich natürlich hervorragend Lern-Apps, die du auf deinem Smartphone ständig abrufen kannst.
Vorsicht: Übernimm´ dich nicht. Lege immer mal wieder bewusst kurze Phasen ein, in denen du zwei bis drei Tage am Stück alle Viere gerade sein lässt! Denn sonst droht Überarbeitung. Abgesehen davon sollte die Qualitätszeit mit deinem Partner und deinem Kind natürlich nicht leiden.
Diese sollte stets den gleichen Stellenwert haben, wie deine Ausbildung.
Klar: Wir sind alle erwachsen und wissen, wie Verhütung funktioniert.
Trotzdem kann es passieren, dass du ungeplant schwanger wirst.
In meinem Bildungsträger gab es diesen Fall vor einiger Zeit. Die Betroffene durfte jedoch eine Weile mit der Ausbildung aussetzen und tritt dieses Jahr mit unserer Klasse gemeinsam die Prüfung an.
Es gibt also spezielle Fälle, in denen Steuerkammer und die anderen beteiligten Institutionen, wie die Agentur für Arbeit etc., mit sich reden lassen.
Es lohnt sich immer, für Sonderregelungen zu kämpfen ☺
Nur am Rande kurz erwähnt: Falls du eine Weiterbildung über die Agentur für Arbeit finanziert bekommst, erhältst du als Mama eine separate Betreuungspauschale von 130€ pro Monat – unabhängig davon, ob du dein Kind von deiner Mutter betreuen lässt, oder es in eine Einrichtung schickst.
Tatsächlich gibt es seit der Bildungsreform 2005 die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung. Zurzeit sind es ca. 3.000 Personen, die eine solche Ausbildung absolvieren (Frauenanteil hier liegt bei 92%). Speziell für junge Mütter und Väter wurde diese konzipiert.
Bei einer Teilzeitausbildung arbeitest du wöchentlich nur 20-30 Stunden statt der üblichen 40.
Für eine Zulassung zu einer solchen verkürzten Ausbildung benötigst du die Zustimmung der jeweiligen Kammer. Für nähere Informationen wende dich doch an die Arbeitsagentur deines Vertrauens.
Solltest du die Variante des Heimarbeitsplatzes in Erwägung ziehen, gibt es auch hier Optionen. Falls du einen Arbeitgeber findest oder deinen aktuellen überzeugst, dass es die richtige Wahl ist, go for it! Denn so kannst du dir deine Zeit freier einteilen, als bei einem „Nine-to-Five-Job“.
Genau diese Flexibilität erleichtert dir dann den Alltag mit deinem Kind.
Wie du siehst: Planung und Organisation sind die Schlüssel zu deiner erfolgreichen Ausbildung mit Kind. Finde deine eigene Strategie, mit der Situation umzugehen und dann wirst du das Ganze meistern.
Bist du bereits Mama und absolvierst gleichzeitig eine Ausbildung? Wenn nicht: Könntest du dir das vorstellen? Berichte gern im Forum davon!