Meine Ausbildung im Finanzamt in Niedersachsen – Die Ausbildung zur Steuerfachangestellten habe ich im August 2000 beim Finanzamt in Soltau (Niedersachsen) begonnen. Das ursprüngliche Ausbildungsziel hieß eigentlich Finanzwirtin. Leider bin ich aus Krankheitsgründen bei der Ausbildung zur Steuerfachangestellten stehen geblieben, aber dazu später noch mehr.
Für die Ausbildung habe ich mich sehr kurzfristig noch im Juni des gleichen Jahres entschieden, da das Finanzamt Soltau (Niedersachsen) nochmal ausschrieb und eine Stelle zu vergeben war. Ich war zwar schon bei der höheren Handelsschule in der Berufsschule eingeschrieben, da ich für dieses Jahr keine Ausbildungsstelle gefunden hatte, aber die Entscheidung im Finanzamt anzufangen war schnell getroffen.
Der erste Ausbildungstag verlief eigentlich recht locker, wir waren insgesamt drei Auszubildende und haben das Unternehmen, in diesem Fall das gesamte Finanzamt Soltau (Niedersachsen), kennengelernt und in die verschiedenen Abteilungen geschaut. Außerdem wurden wir an diesem Tag als Beamte auf Widerruf vereidigt, was auch ein besonderes Erlebnis und nicht alltäglich war.
Schon in der zweiten Woche sollte es für drei Monate nach Bad Eilsen an die Steuerakademie (zu der Zeit hieß sie noch Landesfinanzschule) gehen und wir Auszubildenden haben uns in der ersten Woche gemeinsam darauf vorbereitet und uns von unseren Kollegen einige Erfahrungsberichte angehört. In dieser ersten Ausbildungswoche ging es also weniger um spezifische Inhalte als um übergreifende Fragen und wie der Ablauf in Bad Eilsen so sein würde.
Ich freute mich sehr auf den Blockunterricht, hatte alles so organisiert, dass ich eine Fahrgelegenheit hatte, um am Wochenende nach Hause zu kommen. Da die Situation aber zu Hause oft sehr angespannt war, freute ich mich auch, rauszukommen und gleichzeitig etwas zu lernen.
Die Ausbildungsblöcke in der Steuerakademie Bad Eilsen machten mir immer am meisten Spaß. Wir hatten bis mittags Unterricht und konnten uns die restliche Zeit mit Aufgaben und Klausurvorbereitungen frei einteilen. Es gab täglich Hausaufgaben in jedem Fach, vorrangig waren Sachverhalte zu bearbeiten und mit gesetzlicher Begründung zu lösen. Als erfüllt galt dabei die Aufgabe nur, wenn eine ausführliche Erklärung zur Anwendung des Steuerrechts mit Paragraphennennung erfolgte. Ein Mangel an schriftlichen Arbeiten bestand also nicht.
Ich kam mit zwei komplett gefüllten großen Ordnern nach den ersten drei Monaten nach Hause. Da ich aber ein sehr lernwilliger Mensch bin, hat mir das ganze dort am besten gefallen.
Mit dem praktischen Teil im Finanzamt ging es ganz langsam los, zum Beispiel mit Arbeiten im Archiv, wo sich die Zeit doch sehr zog, und Aufgaben im übergreifenden Bereich. Sprich Steuerformulare zusenden, Adressen herausfinden und die Tätigkeiten zur eigentlichen Veranlagung von Steuerpflichtigen herum.
Erst nach dem zweiten Block im folgenden Jahr in Bad Eilsen, welcher nur gut einen Monat dauerte, durften wir in der Praxis Steuererklärungen prüfen und Veranlagungen machen, die natürlich nochmal vom jeweiligen Abteilungsleiter überprüft wurden.[sam id=“3″ codes=“true“]
Ab diesem Zeitpunkt kamen auf mich leider größere Krankheitszeiten hinzu und ich konnte die Ausbildung nicht gänzlich weiter verfolgen, da ich an Leukämie litt und mich diese Phase doch sehr aus dem Gleichgewicht riss.
Ich habe immer wieder zwischendurch versucht, in die Ausbildung einzusteigen, was sich letztendlich aber als zu schwierig erwies. Ich war körperlich zu schwach und geistig auch sehr ausgezerrt.
Aus eigener Entscheidung heraus habe ich dann nach knapp zwei Jahren das Finanzamt verlassen. Das war, wie sich später herausstellte, ein Fehler. Ich hätte mich kündigen lassen müssen, dann wäre das Land weiterhin für mich aufgekommen, da ich eben in der Ausbildung so schwer erkrankt bin, dass ich aufhören musste.
Die Ausbildung im Finanzamt hat Höhen und Tiefen, jedoch kann man sich mit anderen austauschen. Ich habe nur gute Erfahrungen mit Kolleginnen und Kollegen im Finanzamt gemacht.
Außerdem bin ich später aus der Lüneburger Heide nach Bad Eilsen gezogen, weil ich dort die Liebe gefunden habe. Ich bin im Weserbergland (Niedersachsen) geblieben und habe somit etwas weiteres Positives aus der Ausbildung mitgenommen – bis heute.
Ursprünglich hatte ich mich entschieden, später einmal in der Bewertung oder Vollstreckung zu arbeiten, da mir diese Bereiche einfach lagen und ich darin aufging. Ich konnte sehr gut mit den Steuerpflichtigen umgehen, es gibt ja immer Beratungszeiten in den Finanzämtern, und als ich dort saß, sagte man mir, dass solche Leute, die weiterhelfen und ein freundliches Auftreten haben, an dieser Stelle jederzeit gebraucht würden.
Das werde ich auch nie vergessen, denn es handelte sich teilweise nur um kurze Begegnungen mit den Steuerpflichtigen und jeden konnte ich zufrieden nach Hause schicken. Die Zeit insgesamt war, wenn auch durch die Erkrankung schwierig, unvergesslich.
Nach Beendigung der Ausbildung im Finanzamt und einer Genesungszeit habe ich bei einem Anwalt eine Stelle im Empfangsbereich angenommen, also der Mandantenabwicklung. Außerdem war ich für Abrechnungen zuständig und habe Phonodiktate geschrieben.
Meine Ausbildung und das Wissen daraus haben mich dorthin gebracht und mir somit nach kurzer Zeit einen neuen Einstieg in das Berufsleben ermöglicht. Wie sich daraus ergibt, ist es also auch durchaus möglich, in artverwandten Berufen zu arbeiten, zum Beispiel auch in größeren Firmen in der Buchhaltung etc.
Das macht die Ausbildung sicherlich attraktiver, für mich waren ja auch die außergewöhnlicheren Bereiche das Ziel und nicht nur ein dauerhafter Platz hinter dem Schreibtisch.
von Nina L. (32 Jahre – ehemalige Auszubildende zur Steuerfachangestellten in Finanzamt Soltau (Niedersachsen))