Azubi Steuerfachangestellte – meine Erfahrungen – Als Steuerfachangestellte hat man einen interessanten, vielseitigen Beruf – das konnte ich mir zu Beginn der Ausbildung allerdings noch gar nicht vorstellen. Erst nach und nach erkannte ich, dass ich nicht nur für den Beruf lerne, sondern dass ich mein Allgemeinwissen über Begriffe aus dem Steuer- und Sozialversicherungswesen, die ich oft hörte, aber nicht so richtig einordnen konnte, vertiefen konnte.
Steuern und Abgaben waren in der Schulzeit kaum ein Thema – allenfalls in Geschichte wurde es angerissen, indem von Fron, Zöllen und Abgaben die Rede war, oder auch im Fach Gemeinschaftskunde, wenn es beispielsweise um die Lohnsteuer ging. Doch wie Steuern entstehen und im Berufsalltag von Arbeitnehmern und Firmen eine Rolle spielen, interessierte mich irgendwann immer mehr, so dass ich mich um einen Ausbildungsplatz in diesem Beruf bewarb. Ich bekam eine Lehrstelle in einer Steuerkanzlei, die zur damaligen Zeit einen fast familiären Charakter hatte und sich bis heute zu einer größeren Kanzlei etabliert hat. Das zeigte mir auch die Zukunftsfähigkeit dieser Branche.
In der Ausbildung zur Steuerfachangestellten – und danach – geht es ständig um Flexibilität und das Aneignen neuester Kenntnisse. Änderungen in den Steuergesetzen, neue Urteile des Bundesfinanzhofes oder Neuerungen im Bereich der Sozialversicherung und Entgeltabrechnung standen und stehen auf der Tagesordnung. Daher sorgte mein Arbeitgeber auch für regelmäßige Fortbildungen, die zum einen den Kenntnisstand für die Ausbildung erweiterten, zum anderen die gegenwärtigen Neuerungen vermittelten. Fortbildungen sind auch nach der Ausbildungszeit wichtig – wer sich für den Beruf der Steuerfachangestellten entscheidet, sollte darauf achten, dass in regelmäßigen Zeitabständen Weiterbildungen angeboten werden.
Während der Ausbildungszeit fanden mehrmals einwöchige Seminare mit Themenschwerpunkten wie Umsatzsteuer oder Einkommensteuer statt. Die Dozenten, die Berufsschullehrer und Steuerberater waren, vermittelten neben theoretischen Kenntnissen auch zahlreiche praktische Tipps, die sich bei der Ausarbeitung von Steuererklärungen als besonders hilfreich erwiesen, etwa beim Schema für die Berechnung der Lohn- oder Einkommensteuer für das Finanzamt unter Beachtung individueller Freibeträge oder dem Vorsorgeaufwand. Weiterhin nahm ich an ein- oder mehrtägigen Weiterbildungskursen teil, um die Kenntnisse in den Bereichen Buchhaltung und Lohnabrechnungen zu intensivieren.
Meine Ausbildung war, wie in diesem Beruf üblich, nach dem dualen System aufgebaut: An einem Tag in der Woche war ich in der Berufsschule, an den übrigen Tagen in der Kanzlei und bearbeitete Buchhaltungen, Steuererklärungen von Privatleuten und Unternehmen, sowie die Entgeltabrechnungen der Mandanten und deren Arbeitnehmern.
Neben dem Kontieren von Belegen und Abgleichen von Sachkonten und Buchungsjournalen bearbeitete ich auch Einkommensteuererklärungen und Lohnsteuerjahresausgleiche von Privatpersonen. Dazu gehörten zahlreiche Familien, die ein Haus bauten, Dienstreisen unternahmen, ein Arbeitszimmer unterhielten oder Kinderbetreuungskosten geltend machen konnten. Ebenfalls zu meinem Arbeitsbereich gehörten kleinere und größere Unternehmen, für die ich die Bilanzen oder Jahresabschlüsse erstellte. Parallel dazu waren die Entgeltabrechnungen zu bearbeiten, wozu ich beispielsweise genaue Kenntnisse über Lohnsteuerklassen, Sozialversicherungsbeiträge, Sachbezüge, Reisekosten oder geringfügig Beschäftigte benötigte.[sam id=“3″ codes=“true“]
Etwa nach der Hälfte der Ausbildungszeit fand eine Zwischenprüfung statt. Die Abschlussprüfung war in einen schriftlichen Teil, der in der Berufsschule absolviert wurde, und einen mündlichen Teil in der zuständigen Steuerberaterkammer aufgeteilt. Auch an Weiterbildungsmöglichkeiten bietet der Beruf sehr gute Karrierechancen – wer im Bereich Steuererklärungen und Bilanzen erstellen bleiben möchte, kann den Abschluss zum Steuerfachwirt erwerben, der noch mehr Arbeitsbereiche eröffnet. Mit der Weiterbildung zum Bilanzbuchhalter werden beispielsweise auch Qualifikationen für beratende Tätigkeiten erworben.
Die Besonderheit des Ausbildungsberufes liegt in seiner Vielseitigkeit und in den abwechslungsreichen Tätigkeitsbereichen, was mir von Anbeginn sehr gut gefiel. Von Zeit zu Zeit wurden die routinierten Arbeitsabläufe zwar durch unvollständige oder chaotische Belegsammlungen der „üblichen Verdächtigen“ gestört, doch man lernt schnell, damit umzugehen. Auch war es mir stets eine Selbstverständlichkeit, über Mandantennamen und sämtliche Interna absolute Diskretion zu wahren. Den persönlichen Kontakt zu den Mandanten oder zu Ansprechpartnern des Finanzamtes habe ich immer als weiteren, besonderen Vorteil des Berufes gesehen.
von Inge K. (32 Jahre – ehemalige Auszubildende zur Steuerfachangestellten)