Um euch immer auf dem Laufenden zu halten, sind wir ständig auf der Suche nach interessanten Informationen und Inhalten, die wir euch vorstellen können. Und wenn man die Geschehnisse der Steuerbranche im Internet aufmerksam verfolgt, stößt man früher oder später auf einen interessanten Steuerberater, Markus Händeler, der nicht so langweilig daherkommt, wie viele seiner Kollegen.
Neben seiner sehr aktiven Facebook-Seite waren wir besonders von seinem YouTube-Kanal, dem Steuerbüdchen, begeistert, auf dem er einige häufig auftretende steuerliche Fragen einfach und unterhaltsam beantwortet.
Markus Händeler betreibt seit 2010 in Köln eine kleine Steuerberaterkanzlei mit vier Mitarbeitern und einer studentischen Aushilfskraft. Sein Auftreten im Internet hat uns so neugierig gemacht, dass wir Markus Händeler kurzerhand angerufen und ihm einige Fragen gestellt haben. Da das Interview sehr umfangreich geworden ist, haben wir uns entschieden, es in zwei Teilen zu veröffentlichen. In diesem ersten Teil geht es um die YouTube-Aktivitäten von Markus Händeler und die Idee hinter dem Steuerbüdchen.
Also wenn ich ehrlich bin, ist die Idee aus einer spontanen Bierlaune entstanden. Da war ich mit Freunden unterwegs und hatte gerade meine Kanzlei gegründet (Sommer 2010). Ich habe damals von zu Hause aus angefangen und hatte noch keine Mandanten, außer ein paar Freunde, für die ich die Steuererklärung erstellt habe. Und es ging um die Frage, wie ich an Mandanten kommen kann. Da gibt es einige Möglichkeiten mit aufwändigen Werbeanzeigen und so weiter, aber uns kam im Freundeskreis dann die Idee, die neuen Medien, insbesondere YouTube, zu nutzen.
Die Idee war, kurze Videos zu produzieren, in denen wir tägliche Steuerfragen aufbereiten und beantworten, um die Leute so auf uns aufmerksam zu machen und dazu zu bewegen, Kontakt mit uns aufzunehmen.
Die Zielgruppe waren zunächst einmal ganz allgemein Interessenten, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Es ging darum, mit wenig Geld, das sage ich ganz offen, die Leute aufmerksam zu machen und dazu zu bewegen, den Kontakt zu mir zu suchen, wenn ich ihnen sympathisch erscheine.
Genau diese Angst hatte ich natürlich am Anfang. Deshalb haben wir den Weg gewählt, dass der Steuerberater nicht selber auftritt und haben eine Kunstfigur geschaffen. Das bin ich im Prinzip ja nicht selber, sondern ich spiele da jemanden – so einen Büdchenbesitzer.
Hier im Rheinland ist ein Büdchen ein kommunikativer Ort: Da geht man hin, kauft sich seine Zeitung, seine Brötchen oder seine Flasche Bier; dort wird aber auch ein bisschen geschnackt und getratscht. Ein Büdchen ist im Rheinland also etwas, das auch Kommunikation bedeutet.
Deshalb habe ich mir dieses Büdchen ausgedacht. Das ist ein Ort, an den die Leute hinkommen und dem Büdchenbesitzer Fragen aus ihrer eigenen steuerlichen Welt stellen, diese beantwortet der Büdchenbesitzer dann relativ einfach gehalten und nicht so detailverliebt.
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Mitarbeiter hatte ich noch keine, weil das wirklich ganz am Anfang war. Den Link zu den Videos habe ich zu Beginn auf Facebook geteilt, da sonst niemand diese Videos gefunden hätte. Da haben das natürlich nicht nur Mandanten und Interessenten gesehen, sondern auch meine privaten Freunde. Von denen kam auch das erste Feedback, die das ganz witzig fanden und geteilt haben. So haben das dann auch Leute gesehen, die ich sonst nicht erreicht hätte. Diese Verbreitung ist ein großer Vorteil von Facebook und hat mir geholfen.
Natürlich erreicht man auf Facebook nur eine bestimme Zielgruppe (die in erster Linie recht jung ist). Das zeigt sich auch in unserer Mandantenstruktur: Wir haben sehr viele jüngere Mandanten und einige Mandanten, die eine gewisse Affinität zu Medienberufen haben, z.B. Designer, Webgestalter, Schauspieler oder Moderatoren. Und die sind tatsächlich über diese Videos auf mich aufmerksam geworden und haben dann den Kontakt gesucht.
Das Feedback kam also in der Form, dass die Leute, die ich vorher gar nicht kannte, auf mich zugekommen sind und ein Gespräch mit mir vereinbart haben. Die haben mir dann erzählt, dass sie mich auf Facebook oder YouTube gesehen haben und dass ich bei Ihnen sympathisch angekommen bin. Natürlich hatten diese Leute schon Steuerberater, die fachlich auch in Ordnung waren, aber der menschliche Zugang hat einfach gefehlt.
Das allererste Video hatte noch ein etwas anderes Konzept. Da habe ich einen Loriot-Sketch umgeschrieben und etwas über Krankenkassen-Beiträge erzählt und die ganze Komplexität ad absurdum geführt. Der Clip war 5 min und das war viel zu lang – bei YouTube sollte ein Video nicht länger als zwei Minuten lang sein.
Das fällt einigen Kollegen sehr schwer, weil sie sagen, dass man die komplexe Steuerthematik nicht in zwei Minuten erklären kann, weil man nicht alle Details darstellen kann. Doch diesen Anspruch habe ich gar nicht an meine Videos und ich habe mich da etwas von meiner beruflichen Verpflichtung gelöst.
Aber Sie haben danach gefragt, wie lange ich dafür brauche: Die Videos sind immer ein bis zwei Minuten lang und wir brauchen pro Video etwa eine Stunde. Wir produzieren immer drei Videos an einem Tag.
Ich habe jetzt eine längere Pause gemacht, nachdem ich 10-11 Videos aufgenommen habe. Die Videos kann ich bisher auch immer noch verwenden, da sie aktuell sind, aber für 2014 habe ich mir vorgenommen, neue aufzunehmen. Anfang 2013 habe ich zuletzt drei Videos aufgenommen, die ich jetzt verwertet habe. Aber da es immer noch neue Fragen und Probleme gibt, werden wir noch weitere aufnehmen und das Steuerbüdchen am Leben erhalten.
Vielen Dank, Herr Händeler, dass Sie sich die Zeit genommen und uns das Steuerbüdchen ein wenig näher vorgestellt haben. Auch für Steuerazubis sind die Videos wirklich sehr interessant und hilfreich.