Die Bundessteuerberaterkammer setzt sich aus den 21 regionalen Steuerberaterkammern zusammen. Somit bildet sie eine gesetzliche Spitzenorganisation.
Zu den Aufgaben der Bundessteuerberaterkammer als Körperschaft des öffentlichen Rechts gehört unter anderem die Förderung der beruflichen Fortbildung in den steuerberatenden Berufen.
Näheres zu den Aufgaben der regionalen Steuerberaterkammern und auch der Bundessteuerberaterkammern könnt ihr in unserem Artikel zu diesem Thema nachlesen.
Nora Schmidt- Kesseler (Rechtsanwältin und Diplom- Finanzwirtin) ist seit dem 01. Dezember 2003 die Hauptgeschäftsführerin der Bundessteuerberaterkammer.
Wir freuen uns sehr, dass Frau Schmidt- Kesseler sich die Zeit genommen hat, unsere Fragen zur Ausbildung zum Steuerfachangestellten zu beantworten.
Eins vorweg: Das Steuerrecht ist eine spannende Materie. Denn jeder von uns ist täglich damit konfrontiert. Vom Schüler, der einen Ferienjob übernimmt bis zum Konzernchef, der den Jahresabschluss verantwortet. Wer sich mit Steuern auskennt, hat einen Wissensvorsprung und ist ein gefragter Gesprächspartner. Aus eigener Erfahrung muss ich aber auch sagen, dass das Steuerrecht anspruchsvoll ist und man bereit sein muss, diszipliniert zu sein und viel zu lernen. Es gibt ja viele Steuerarten, die Umsatzsteuer, die Einkommensteuer, die Gewerbesteuer etc.
Die Azubis erwartet erst einmal ein grundlegender systematischer Überblick über die Steuerarten und dann die Umsetzung in die Praxis. Sie lernen dann beispielsweise die Erstellung von Einkommensteuererklärungen, Jahresabschlüssen, von Lohnabrechnungen und der Buchhaltung.
Streckenweise gilt es auch juristische Sachverhalte für die Mandanten zu prüfen. Selbstverständlich stehen immer ausgelernte Kollegen zur Seite. Auch der Besuch der Berufsschule gehört dazu, um die theoretischen Kenntnisse zu erlangen. Zusammenfassend ist die Ausbildung eine Herausforderung für dynamische und karrierebewusste junge Menschen, und eine hervorragende Startposition in ein spannendes Berufsleben.
Zukünftige Steuerfachangestellte sollten Freude am Umgang mit Menschen haben. (Steuer)Beratung als eine Form der Kommunikation setzt ein freundliches und respektvolles Miteinander voraus. Eine zweite wichtige Grundlage ist es, ein Gefühl für Zahlen zu haben. Wenn Sie sich darüber hinaus für wirtschaftliche Zusammenhänge sowie für steuerliche und rechtliche Fragen interessieren, wird Ihnen die Ausbildung und später die Tätigkeit als Steuerfachangestellte/r viel Freude bereiten. Teamfähigkeit und Mut, sich sowohl mit Gesetzes- wie auch Fachtexten auseinanderzusetzen, runden Ihr Profil als erfolgreicher Steuerfachangestellter ab.
Einen ganz wichtigen Aspekt der Ausbildung zum Steuerfachangestellten möchte ich noch hervorheben: Steuerfachangestellte erhalten einen sehr weitgehenden Einblick in vertrauliche Daten der Mandanten. Daher ist der sorgfältige, verantwortungsbewusste und vertrauliche Umgang mit den anvertrauten Arbeiten selbstverständlich.
Der wichtigste Unterschied zwischen diesen Ausbildungsberufen liegt in den Karrieremöglichkeiten. Denn ein Steuerfachangestellter kann nach einer bestimmten Zeit die Steuerberaterprüfung absolvieren, ohne ein Studium aufgenommen zu haben. Damit steht jedem Steuerfachangestellten der Weg, Steuerberater zu werden, offen.
Diese Möglichkeit bleibt Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellte verwehrt. Sind Schulabgänger besonders am Umgang mit Zahlen interessiert, spricht noch ein Grund mehr dafür, die Ausbildung zum Steuerfachangestellten zu wählen.
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Steuerfachangestellte sind aktuell sehr gefragt. Nach bestandener Prüfung sind ihre Chancen am Arbeitsmarkt sehr gut. Alles deutet darauf hin, dass dies auch zukünftig so bleiben wird.
Die Ausbildung wird sich weiter darauf konzentrieren, den Auszubildenden anspruchsvolle und komplexe Inhalte zu vermitteln. In der Praxis werden Steuerfachangestellte zukünftig wohl noch mehr mit moderner Software am PC arbeiten. Denn vieles, was wir heute noch auf dem Papier erledigen, wird zukünftig nur noch digital bearbeitet werden.
Eine besondere Möglichkeit, leistungsstarke Azubis zu fördern, ist das Duale Studium. Hier können Auszubildende ihre Berufsausbildung mit einem Hochschulstudium kombinieren. Sie schließen dann zum einen die Berufsausbildung als Steuerfachangestellten ab und erhalten zusätzlich einen Studienabschluss wie z. B. einen „Bachelor of Laws“.
Die Angebote hierzu variieren von einem zum anderen Bundesland. Diese Kombination von Ausbildung und Studium stellt hohe Anforderungen an die Auszubildenden. Der Ehrgeiz und Fleiß der Absolventen wird mit hervorragenden Berufsaussichten belohnt.
Sicherlich stellt die Vorbereitung auf die Steuerfachangestelltenprüfung eine Belastung für die Azubis dar. Kandidaten, die inhaltlich und fachlich gut aufgestellt sind, absolvieren diese aber gut.
Selbstverständlich. Die Kammern haben ein großes Interesse daran, dass die Auszubildenden eine gute Ausbildung auf hohem Niveau erhalten. Es sind ja auch die einzelnen Kammern, die die Prüfungen abnehmen. Vor diesem Hintergrund stehen sie mit den Auszubildenden ihres Bezirks in regelmäßigem Austausch. Das sind sie den Jugendlichen und auch den Steuerberatern, ihren Mitgliedern, schuldig.
Manchmal stimmt die Chemie zwischen Ausbilder und Azubi einfach nicht oder die Anmeldung für die Prüfung kam zu spät.
Einige Azubis fühlen sich in ihren Kanzleien nicht ausreichend gefördert und zu einseitig eingesetzt. In sehr seltenen Fällen kann es sogar notwendig sein, die Kanzlei zu wechseln. Diesen Azubis geht es in der neuen Kanzlei dann in der Regel ganz schnell besser.
Ja. In allen Kammerbezirken gibt es Mitarbeiter in der Kammer, die für die Ausbildung zuständig sind. Insbesondere bei größeren Schwierigkeiten steht den Azubis der Ausbildungsberater der Kammer zur Verfügung.
Die Durchfallrate lag zuletzt bei ca. 6 % der Prüfungsteilnehmer.
Wie die Durchfallzahlen zeigen, fallen ohnehin die wenigsten Prüflinge durch. Dass ein Azubi die Prüfung wirklich nicht schafft, kommt daher sehr selten vor. Zu diesen Fällen liegen uns als Bundessteuerberaterkammer keine Informationen vor.
Das muss letztendlich jeder Azubi für sich entscheiden. Wir beobachten, dass 2/3 der Auszubildenden in ihrer Kanzlei bleiben und in ihrem vertrauten Umfeld erst einmal weitere Berufserfahrung sammeln.
Selbstverständlich macht es Sinn, auch ohne Studium das Ziel, Steuerberater zu werden, zu verfolgen. Diese Gelegenheit bietet der sogenannte „Praktikerweg“. Er ermöglicht es Steuerfachangestellten, nach einer Praxiszeit von zehn Jahren die Prüfung zum Steuerberater abzulegen. Sollten sie zusätzlich die Steuerfachwirtprüfung erfolgreich abgelegt haben, verkürzt sich die Zeit auf sieben Jahre.
Haltet Eure Augen und Ohren offen! Vom ersten Tag an gilt es Erfahrungen zu sammeln und Fragen zu stellen. Azubis, die ihren Job mit Fleiß und Zielstrebigkeit wahrnehmen, können später zu gefragten und wertvollen Mitarbeitern der Kanzlei werden. Gegebenenfalls kann später sogar der Steuerberater draufgesattelt werden.
Diese vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten bietet kaum ein anderer Ausbildungsberuf. Damit eignet sich die Ausbildung gerade für diejenigen, die zwar grundsätzlich wissen, in welche Richtung es gehen soll, aber noch nicht genau wissen, welche Ausbildung die Richtige für sie ist.
An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Frau Schmidt-Kesseler, dass sie sich so viel Zeit für uns genommen hat.
Was hättest du gerne gefragt? Schreib mir doch einen Kommentar oder komm in unser Forum und diskutiere mit uns über die Ausbildung zur Steuerfachangestellten.
3 Comments
Was hättest du gerne gefragt?
Frau Schmidt-Kessler, wenn Sie schon sagen, dass StFA aktuell sehr gefragt sind.
Warum ist dann die Lohnentwicklung nicht an der aktuellen Nachfrage angepasst?
Frau Schmidt-Kessler, ist es wahr, das ein StB mit dem erfolgreichen Bestehen der StB-Prüfung ohne weitere zusätzliche Prüfung ausbilden kann und somit eine zusätzliche Ausbildereignungsprüfung entfällt? Inwiefern gleicht die StB-Prüfung einer Ausbildereignungsprüfung?
Frau Schmidt-Kessler, es wird immer berichtet von StFA und StFA-Azubis, dass diese sich nicht wohl fühlen, weil der Zeit- und Erfolgsdruck stetig steigt. Die Mandantenanzahl steigt, während die Mitarbeiter-Zahl konstant bleibt. Die Arbeit wird immer mehr verdichtet. Es besteht Termin- und Weiterbildungsdruck. Dadurch wird das Betriebsklima negativ beeinflusst. Inwiefern werden Sie was dagegen unternehmen?
Ich sag schon mal im voraus: Es wird ein langer Kommentar werden, aber ein interessanter Kommentar. Und es wird ein wenig kritischer Kommentar. Vielleicht enthält dieser Kommentar auch nur Erfahrungen aus meiner ganz persönlichen, eventuell sogar pessimistischen Perspektive.
Dafür möchte ich mich bereits jetzt entschuldigen. Ich möchte mit diesem Kommentar niemand persönlich angreifen, keinen StFA-Azubi, keinen StFA, auch keinen StB oder jemand aus einer StB-Kammer und auch nicht Frau Schmidt-Kessler persönlich.
„Die Azubis erwartet erst einmal ein grundlegender systematischer Überblick über die Steuerarten und dann die Umsetzung in die Praxis.“
Teilweise scheint die Umsetzung nicht ganz zu klappen, da die Ausbildungskanzleien nicht so sehr interessiert sind.
“ (Steuer)Beratung als eine Form der Kommunikation setzt ein freundliches und respektvolles Miteinander voraus.“
Die tatsächliche Steuerberatung wird wohl kaum ein Azubi und auch kein StFA übernehmen, sondern der Chef (Steuerberater). Wobei das auch wieder variiert.
Wichtiger ist allerdings, wenn das bei den Azubis vorausgesetzt wird, dann sollte die Kanzlei dieses respektvolle Miteinander auch im täglichen Berufsleben leben und umsetzen.
Es kann nicht sein, dass der Azubi schräg angeguckt, dumm angesprochen, zur Sau gemacht wird und dann erwartet wird, dass er Respekt ggü. den Mandanten walten lässt.
Dieses Miteinander sollte auch zwischen Mandant und StFA vorliegen. Manche Mandanten würden am liebsten die StFA durch das Telefon auffressen.
Ein junger Azubi weiss nicht, wie er mit einem derartigen Mandanten umgehen soll.
Aber das ist ja gar nicht im Bereich des Möglichen. Allerdings ist der Umgangston im Betrieb schon realisierbar.
„Teamfähigkeit und Mut, sich sowohl mit Gesetzes- wie auch Fachtexten auseinanderzusetzen, runden Ihr Profil als erfolgreicher Steuerfachangestellter ab.“
Dazu gehört auch, die Zeit dem Azubi zu geben, sich erstmal schlau zu machen.
Nicht einfach den Azubi zu sagen: „Wir machen das so, basta.“
Durch solch eine Antwort verschwindet der Mut nachzufragen, warum der Sachverhalt nun so angenganen wird.
„Daher ist der sorgfältige, verantwortungsbewusste und vertrauliche Umgang mit den anvertrauten Arbeiten selbstverständlich.“
Hier muss der Azubi aber auch jeder StFA dem Mandanten zeigen, dass das selbstverständlich ist.
Der Tisch sollte aufgeräumt sein! 🙂 (Könnte eine Prüfungsfrage sein)
“ Denn ein Steuerfachangestellter kann nach einer bestimmten Zeit die Steuerberaterprüfung absolvieren, ohne ein Studium aufgenommen zu haben.“
Das ist wirkllich eine Besonderheit in diesem Beruf.
Man gelangt von einem Angestellten über zu einem freien Beruf. Das geht bei den anderen freien Berufen nicht.
Aber nur weil die Jahre durchält um StB zu werden, heißt es nicht, dass man als StFA Schwierigkeiten haben muss.
Ich habe allerdings die Vermutung, dass in allen Branchen der freien Berufen wirklich Schwierigkeiten herrschen.
Man darf allerdings nicht StFA(-Azubi) sein um nur den StB im Blick zu haben.
Man kann sich auch ohne den StB weiterbilden (Steuerfachwirt, Bilanzbuchhalter).
Das Berufsfeld des StFA ist so breit und weit gestrickt, dass man sich auch ohne „Funktion“ detalliertes Wissen aneingnen kann. Auf die Erfahrung kommt es an. Zum Beispiel, wer nur Baulohn macht ist Experte im Baulohn und kann damit sich positionieren. Wenn also eine andere Kanzlei jemand für Baulohn sucht, wird die Kanzlei es schwierig haben.
Ich bin der Meinung, dass man hier nach der Ausbildung in die Tiefe gehen sollte, nicht so sehr in die Breite.
„Steuerfachangestellte sind aktuell sehr gefragt.“
Mein Lieblingszitat! StFA sind sehr gefragt, weil es nicht so viele gibt, die StFA sind. Oder, die die Ausbildung machen und dann gehen. Das heißt, es wird gesucht wie verrückt.
Wenn in einer sozialen Marktwirtschaft wie die in Deutschland die Nachfrage nach einem „Gut“ (und sei es die Arbeit, die wir anbieten, d. h. wir sind die Anbieter, die Angebotsseite) hoch ist. Die Nachfrage nach StFA ist hoch. Das heißt, volkswirtschaftlich steigt auch der Preis oder bleibt auf einen hohen Niveau (der Preis für angebotene Arbeit ist Lohn). Das passiert allerdings nur bedingt. Warum?
„den Auszubildenden anspruchsvolle und komplexe Inhalte zu vermitteln.“
Ist das wirklich die Zukunft des Berufs als StFA?
Noch anspruchsvollere und komplexere Inhalte zu vermitteln um diese in der Praxis anzuwenden.
Und jetzt wieder meine Frage: Inwieweit wird sich dafür der Pres entwickeln.
Wenn etwas anspruchsvoller und komplexer wird, wird es auch meistens teurer.
Aber dazu hat sie nichts gesagt, schade eigentlich.
„Der Ehrgeiz und Fleiß der Absolventen wird mit hervorragenden Berufsaussichten belohnt.“
Frau Schmidt-Kessler, wie sehen denn diese hervorragenden Berufsaussichten denn aus?
Noch mehr komplexere Aufgaben für ein bisschen mehr Gehalt? Noch mehr Zeitdruck und Erfolgsdruck?
„Selbstverständlich. Die Kammern haben ein großes Interesse daran, dass die Auszubildenden eine gute Ausbildung auf hohem Niveau erhalten. “
Zitat einer ihrer Kolleginen aus einer StB-Kammer: „Der Ausbildungsrahmenplan dürfen Sie nicht ernstnehmen. Wenn Sie alles machen würden, was in diesem Plan drinne steht, dann könnten Sie den StB machen.“
StFA-Azubi möchte lernen, aber StFA wird sogar von der StB-Kammer nicht für ernst genommen.
„Das sind sie den Jugendlichen und auch den Steuerberatern, ihren Mitgliedern, schuldig.“
Eigentlich nur den Mitgliedern.
„Manchmal stimmt die Chemie zwischen Ausbilder und Azubi einfach nicht[…]“
Auch hier ist die Frage, wieso das passiert. Leider gibt es keine Untersuchungen oder Vergleichsstatistiken, inwieweit in anderen Ausbildungsberufen die Chemie eher passt als beim StFA.
„Einige Azubis fühlen sich in ihren Kanzleien nicht ausreichend gefördert und zu einseitig eingesetzt.“
Das bekräftigt mein erwähntes Zitat (siehe oben). Die Frage ist wieso? Vielleicht, weil niemand sich verantwortlich für den Azubi fühlt? Vielleicht, weil ein Azubi viel Zeit kostet, die man selber nicht hat? Das sollte allerdings die Kanzlei bedenken, wenn sie ausbilden möchte.
Ist ja nicht so, dass es bei anderen Ausbildungsberufen die Azubis keine Zeit kosten würden.
„Vom ersten Tag an gilt es Erfahrungen zu sammeln und Fragen zu stellen.“
Auch das muss individuell gesehen werden. Es gibt Kanzleien, da traut sich man keine Fragen zu stellen. Es gibt Kanzleien, da werden keine Fragen gestellt. Und es gibt Kanzleien, da kann man zeitlich keine Fragen stellen. Wiederum gibt es Kanzleien, da braucht keine Fragen zu stellen (worüber auch, über HiWi-Arbeit).
Und wiederum gibt es Kanzleien, wo man Fragen stellen kann und man wiederholt die gleichen Fragen stellen kann. Und wo niemand das auf Nerven geht.
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Trocken, nervig und komplex: Beim Thema Steuererkl rung bekommen viele gleich schlechte Laune. Steuerfachangestellte machen daraus ihren Beruf. Nachwuchs ist dort sehr gefragt.