Die Steuerberaterkammer Schleswig-Holstein ist die örtlich zuständige Berufsvereinigung für alle Steuerberater, Steuerberaterinnen und Steuerberatungsgesellschaften aus Schleswig- Holstein.
Näheres zu den Aufgaben der regionalen Steuerberaterkammern und auch der Bundessteuerberaterkammern könnt ihr in unserem Artikel zu diesem Thema nachlesen.
In unserem Interview mit Knut Henze, dem Hauptgeschäftsführer der Steuerberaterkammer Schleswig-Holstein, haben wir Antworten auf einige interessante Fragen rund um die Ausbildung zum Steuerfachangestellten erhalten.
Knut Henze (Rechtsanwalt) ist seit dem 01.02.1987 Hauptgeschäftsführer der Steuerberaterkammer Schleswig-Holstein.
Wir freuen uns sehr, dass Herr Henze sich die Zeit genommen hat, unsere Fragen zur Ausbildung zum Steuerfachangestellten zu beantworten.
Steuerfachangestellte sind unentbehrliche Fachkräfte in den Einzelpraxen und Gesellschaften. Die berufliche Tätigkeit einer/-s Steuerfachangestellten ist vom Aufgabenbereich des Steuerberaters sehr geprägt, denn sie unterstützen den Steuerberater bei der steuerlichen Betreuung von Mandanten aus unterschiedlichsten Branchen.
Dementsprechend ist es wichtig, zunächst die Arbeitsvorgänge in der Ausbildungspraxis kennenzulernen. Die allgemeinen Büroarbeiten, wie die Postbearbeitung, das Vorbereiten von Unterlagen für Gesprächstermine und das Entgegennehmen von Anrufen bieten guten Einblick in die internen Arbeitsabläufe und erlauben den ersten Kontakt zu Mandanten.
Anschließend kann es mit den wesentlichen Aufgaben weitergehen, wie die Buchführung für Mandanten, Steuererklärungen für Betriebe und Privatpersonen, Lohn- und Gehaltsabrechnungen sowie die Unterstützung bei der Erstellung der Jahresabschlüsse. Parallel zu der praktischen Arbeit wird in der Berufsschule das theoretische Wissen vermittelt.
Grundsätzlich erwartet die Azubis eine umfangreiche Übersicht über alle Steuerarten, interessante und wichtige Gesetzestexte sowie motivierte Ausbilder und Lehrer, die das Wissen vermitteln.
Angehende Steuerfachangestellte sollten offen und freundlich im Umgang mit Mandanten sein, zugleich aber auch diskret und vertraulich mit deren Daten umgehen. Ein Verständnis für Zahlen sowie Interesse an steuerlichen und rechtlichen Fragen ist ebenfalls wichtig, um Spaß bei der Arbeit zu haben.
Die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung ist bei dem permanenten Änderungsprozess der Steuergesetze unumgänglich. Zudem hilft das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge sowie die Fähigkeit zum analytischen Denken bei der alltäglichen Arbeit. Ein Großteil der Arbeiten wird heute digital ausgeführt. Darauf müssen die Auszubildenden sich einstellen und gegebenenfalls im Vorwege erste Kenntnisse im EDV-Bereich sammeln.
Einige der genannten Fähigkeiten entwickeln sich während der Ausbildung automatisch. Niemand erwartet, dass die Auszubildenden von vorne herein mit Expertenwissen in die Ausbildung starten.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen diesen Ausbildungsberufen sind die Aufstiegschancen, die sich dem Steuerfachangestellten nach abgeschlossener Ausbildung bieten. So können mit ein wenig Berufserfahrung die Prüfungen zum Steuerfachwirtoder aber auch zum Fachassistenten im Lohn und Gehalt anvisiert werden. Ebenso kann jeder Steuerfachangestellter auch ohne Studium an der Prüfung zum Steuerberater teilnehmen, wenn bestimmte zeitliche Voraussetzungen erfüllt sind. Ein Rechtsanwalts- und Notarfachangestellter hat diese Möglichkeiten leider nicht.
Ein weiterer Vorteil der Ausbildung im steuerberatenden Beruf ist die enge und freundschaftliche Mandantenbindung. In der Regel betreuen Steuerberater ihre Mandanten über viele Jahre, sodass ein vertrauensvolles, fast schon familiäres Verhältnis aufgebaut wird, was zu einer hohen Motivation führt.
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Steuerfachangestellte sind aktuell so gefragt wie noch nie. In Schleswig-Holstein wird nahezu jeder Azubi nach erfolgreich absolvierter Prüfung übernommen. Zudem wird das Steuerrecht immer komplexer, sodass immer mehr Expertenwissen gefragt ist. Das haben Steuerfachangestellte bei ständiger Fortbildung lebenslang.
Im Grundsatz wird die Ausbildung stets an die Anforderungen in der Praxis angepasst. Die Ausbildungsinhalte werden laufend gemäß der aktuellen Gesetzgebung aktualisiert, damit die Azubis von Beginn an auf dem neusten Stand sind. Zudem werden Steuerfachangestellte zukünftig viel mehr mit moderner Software arbeiten, sodass sie bereits während ihrer Ausbildung für diesen Bereich sensibilisiert werden, z.B. durch neugestaltete Fortbildungskurse und Zusatzunterricht.
Junge Absolventinnen und Absolventen einer dualen Berufsausbildung, die besonders gute Leistungen in Ausbildung und Beruf erbracht haben, d. h. die Abschlussprüfung mit mindestens 87 Punkten oder besser als gut abgeschlossen haben und bei Aufnahme in die Förderung jünger als 25 Jahre sind, können auf Antrag in das Förderprogramm der Begabtenförderung berufliche Bildung der Bundesregierung aufgenommen werden. Pro Kalenderjahr kann die Steuerberaterkammer bis zu 3 neue Stipendiaten aufnehmen.
Eine spannende Alternative zur regulären Ausbildung für ehrgeizige Schulabgänger ist das Triale Modell Betriebswirtschaft, das die Fachhochschule Westküste in Kooperation mit Ausbildungsbetrieben und der Berufsschule Heide anbietet. In nur vier Jahren kann man hierbei sowohl die Ausbildung zum Steuerfachangestellten, als auch im Betriebswirtschaftsstudium mit dem Schwerpunkt Steuerlehre den Bachelor of Arts Betriebswirtschaft erwerben.
Solange die Azubis sich mit viel Fleiß und Eigeninitiative auf den Berufsschulunterricht vorbereiten und in der Praxis entsprechende Unterstützung erfahren, stellen die Ausbildungsinhalte keine Schwierigkeiten dar.
Ja, manchmal erst nach einem Gespräch mit dem Berufsschullehrer, oftmals aber auch direkt. Für unseren Kammerbereich in Schleswig-Holstein sind wir dafür optimal vorbereitet. Neben vier Ausbildungsberatern, die sich um fachliche Probleme der Auszubildenden kümmern, haben wir eine Kooperation mit Ausbildungsbetreuern geschlossen, die sich mit persönlichen Angelegenheiten beschäftigen. Die Kontaktdaten erhalten die Azubis bereits bei Vertragsabschluss. In der Regel melden sich die Auszubildenden aber zunächst in der Kammer, wo zwei Mitarbeiterinnen sich die Probleme anhören und anschließend weitervermitteln oder auch gegebenenfalls bei der Suche nach einem neuen Ausbildungsplatz helfen.
Oftmals handelt es sich dabei um zwischenmenschliche Probleme. Wenn die Chemie zwischen dem Ausbilder, den Kollegen und dem Azubi nicht stimmt, kann die betriebliche Ausbildung für beide Parteien schnell zur Last werden. In der Regel schafft in solchen Fällen nur ein Ausbildungsplatzwechsel Abhilfe.
Fachliche bzw. Lernprobleme sind durch Nachhilfeunterricht schnell gelöst.
Die Durchfallquote bei den Abschlussprüfungen für Steuerfachangestellten liegt in den letzten Jahren konstant niedrig, zwischen 4,8 und 15,4 %.
Es gibt selten, aber doch gelegentlich Auszubildende, die die Abschlussprüfung dreimal nicht bestehen. In den letzten 3 Jahren waren es in Schleswig-Holstein aber insgesamt nur 5 Prüflinge.
In unserem Kammerbezirk gibt es zahlreiche Nachhilfeprogramme, durch die die Ausbildung unterstützt werden kann. Fällt uns bzw. unseren Berufsschullehrern ein Azubi auf, der Schwierigkeiten mit dem Lernstoff hat, versuchen wir unterstützend einzugreifen. Im Endeffekt liegt die Entscheidung jedoch beim Auszubildenden selbst.
Diese Entscheidung muss jeder Azubi selbst treffen. Fühlt er sich in seiner Ausbildungskanzlei weiterhin wohl und erfährt die nötige Förderung durch seinen Arbeitgeber, macht es Sinn im gewohnten Umfeld zu bleiben. Aber natürlich ist auch nicht verkehrt, die Arbeitsabläufe in anderen Kanzleien kennenzulernen und somit wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
Bei den Ergebnissen, die bei der Steuerberaterprüfung erreicht werden, macht es auf jeden Fall Sinn, den praktischen Weg zum Steuerberater zu verfolgen. In den letzten drei Jahren hatten wir in Schleswig-Holstein durchweg eine Bestehensquote von über 60 % bei den Teilnehmern, die nach der Ausbildung zum Steuerfachangestellten die Fortbildungsprüfung zum Steuerfachwirt abgelegt haben und anschließend in die Steuerberaterprüfung gingen.
Natürlich dauert es eine gewisse Zeit, bis man die Voraussetzungen zur Teilnahme an der Steuerberaterprüfung erfüllt, aber es lohnt sich allemal!
Es ich wichtig, von Anfang an so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln und Fragen zu stellen. Auszubildenden, die ihre Ausbildung als Chance für eine erfolgreiche Karriere wahrnehmen und mit viel Ehrgeiz und Engagement dabei sind, stehen in der Berufswelt alle Wege offen, auch der Weg bis hin zum Steuerberater
Wer sich für die Ausbildung zum Steuerfachangestellten entscheidet, braucht aber eigentlich keine Tipps mehr. Denn er hat sich für einen interessanten, vielseitigen und zukunftssicheren Beruf entschieden und somit die richtige Entscheidung gefällt.