Wer schon einmal die sagenumwobenen Berichte über Google als Arbeitgeber gehört hat, erkennt bereits die Richtung von Feelgood Management. Google bietet u.a. Büros im Look von Erwachsenen-Spielplätzen, freie Verköstigung, vergünstigte Massagen usw
Priorität haben die Mitarbeiter des Unternehmens und deren Wohlbefinden.
Ein Feelgood Manager plant, strukturiert und führt Gespräche mit Vorgesetzen und Arbeitnehmern. Alles im Sinne der Verbesserung der Arbeitssituation.
Es hat sich in den Personalabteilungen dieser Welt schon seit einiger Zeit herumgesprochen, dass sich etwas Gravierendes in der nachrückenden Mitarbeiter-Generation geändert hat.
Gehalt und Status sind in der Prioritätsliste nach hinten gerückt. Wichtiger sind für junge Leute Aspekte wie faire Arbeitsbedingungen, Work-Life-Balance und flache Hierarchien. Laut Studien reicht ein guter Verdienst nicht mehr aus, um qualifizierte Arbeitnehmer für das Unternehmen zu begeistern. Der Arbeitsmarkt dünnt sich ohnehin mehr und mehr auf Bewerberseite aus.
Demzufolge wird es künftig für Unternehmen eine echte Jagd um die bestausgebildetsten Fachleute geben.
Diese Ausgangslage verschafft jungen Arbeitswilligen den Vorteil, ganz genau hinzusehen, welchem Unternehmen sie ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen wollen.
Bereits seit geraumer Zeit werben beispielsweise Callcenter mit zusätzlichen Goodies für potentielle Bewerber: kostenlose Massagen in der Mittagspause, gesponserte Pizzen vom Arbeitgeber sowie Deals mit anderen großen Unternehmen, bei denen Mitarbeiter Vergünstigungen auf Produkte und Dienstleistungen erhalten.
Feelgood Management birgt jedoch viel mehr als das.
Ziel ist es, auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen, ins Gespräch mit ihnen zu gelangen und so eine maximale Wohlfühlatmosphäre zu verschaffen. Bereits die Struktur und das Wertesystem eines Unternehmens müssen diesen Prinzipien folgen. Mitarbeiter spüren schnell, wenn etwas nur den Anschein erwecken soll.
Gerade in Callcentern herrscht oft starker Druck, was Verkaufszahlen oder Gesprächseffektivität angeht. Rabatte für Freizeitparks zu erhalten, kann die miese Stimmung am Arbeitsplatz sicherlich nicht gänzlich kompensieren.
Zudem ist es für den Arbeitgeber alles andere als vorteilhaft, wenn sich nach Ausscheiden der Mitarbeiters herumspricht (durch die Entwicklung im Social Media-Bereich viel schneller als noch vor 10 Jahren), wie sehr ein Unternehmen auf der „Mitarbeiter-Komfort-Ebene“ versagt hat.
In diesen Tagen fragt man nicht mehr: „Hey, wieviel verdienst du?“, sondern viel häufiger: „Wow, du arbeitest für das Unternehmen XY?!“ – Es zeigt sich, dass sich junge Menschen Ihre berufliche Identität und Statusansprüche eher über den „Coolness-Faktor“ Ihres Jobs holen.
Doch Feelgood Management ist mehr als Mitarbeitervergnügung. Es geht vielmehr um handfeste und messbare Vorteile, die sich letztendlich auch in dem finanziellen Ergebnis des Unternehmens widerspiegeln.
Feelgood Management ist bis jetzt eher ein Thema bei Startups und für die IT-Branche. In diesen Segmenten findet man ohnehin eher unkonventionelle Strukturen, Führungsstile und Arbeitszeitbestimmungen. Der neuen Arbeitnehmer-Generation ist Mobilität und Flexibilität enorm wichtig. So hat die klassische 40h-Woche bereits für viele ausgedient.
Oft kann man ein großes Arbeitspensum nicht umgehen und so kommt ein Feelgood Manager ins Spiel. Denn wer zwei Drittel des Tages im Büro verbringt, will sich an diesem Ort auch wohlfühlen.
Der Feelgood Manager sorgt daher für eine gute interne Kommunikation, schafft Gemeinschaftserlebnisse, die über die einmal jährlich stattfindende Weihnachtsfeier hinausgehen.
An vorderster Stelle steht ganz klar, das Betriebsklima und die Identifizierung mit dem Unternehmen zunehmend zu stärken.
Aber wie sieht das Bild derzeit in deutschen Steuerkanzleien aus? Dass diese traditionell eher konservativ ausgerichtet sind, ist kein Geheimnis.
Geht das Streben seitens der Arbeitgeber in den Kanzleien über kostenfreies Mineralwasser und den klassischen Blumenstrauß zum Geburtstag hinaus?
Ein guter Indikator für die Wertschätzung der Mitarbeiter könnte zum Beispiel die Qualität des Kaffees sein. Steht in der Kanzleiküche eine billige Maschine, die jeden Morgen von dem Azubi angeschaltet wird oder doch eher ein qualitativ hochwertiger Vollautomat wie vom Tchibo Coffee Service?
Schon beim Kaffee trennt sich die Spreu vom Weizen. Denn für viele Menschen ist guter Kaffee geradezu essentiell für einen guten Start in den Arbeitstag.
Es muss nicht immer eine ausgefallene Chill-Out-Area mit Kicker und Billard-Tisch sein. Bereits mit kleinen Aufmerksamkeiten kann der Arbeitgeber die Stimmung deutlich anheben.
Zudem geht es um die Wertschätzung der Mitarbeiter. Zeigt der Arbeitgeber seine Dankbarkeit und Wertschätzung, werden auch die Mitarbeiter offener und sind motivierter, gute Leistungen zu erbringen.
In Steuerkanzleien gibt es sicherlich noch eine Menge Nachholbedarf, was Benefits und Anreizsysteme für die Mitarbeiter angeht.
Denn das Abarbeiten von Buchhaltungen, Steuererklärungen und das Mandantengespräch über den Feierabend hinaus werden seitens der Chefs oft als Selbstverständlichkeit angesehen.
Fort- und Weiterbildungen, die vom Arbeitgeber getragen werden, sind sicherlich eine Bestärkung. Aber hier geht es ja hauptsächlich um den direkten Vorteil für die Kanzlei.
Menschen, die mit Steuern arbeiten, müssen natürlich ihr ganzes Berufsleben lang „Updates“ erfahren. Dies ist die Basis für eine seriöse und erfolgreiche Kanzlei.
Was jedoch die Bereiche Teamwork und verbesserte Kommunikation angeht, ist vielerorts noch reichlich Platz nach oben.
Diese Themen werden in Steuerkanzleien oft leichtfertig vernachlässigt. Das Vorurteil, dass dort eher Eigenbrötler arbeiten, hält sich sehr hartnäckig… und ist leider nicht ganz unberechtigt.
Hier anzusetzen und beispielweise als komplette Kanzlei Teamworkshops zu besuchen, würde mit Sicherheit sehr effektiv sein, auch im Hinblick auf das Recruiting neuer, junger Mitarbeiter.
Welcher Beruf auch immer – der Wunsch nach sinnhafter Lebenszeit und das Bedürfnis, sich gut zu fühlen, vergeht nicht mit Beginn der Arbeitszeit.
Also: Feel good at work!
Wie wichtig ist dir eine gute Arbeitsatmosphäre? Welche Goodies gibt es bei euch im Büro? Schreib mir doch einen Kommentar! Ich freue mich auf deine Meinung.
1 Comment
Ich denke auch, dass dieses Konzept in der Zukunft wichtiger wird. Gerade kleinere Unternehmen können sich auf Dauer nur durch solche Angebote die Loyalität ihrer Mitarbeiter sichern. Außerdem stoßen so ungewöhnliche Angebote sofort auf Interesse, man wird hellhörig und es schafft eine neue Vergleichsmöglichkeit neben dem Gehalt. Ich glaube bei den Stellenanzeigen hier war auch eine Kanzlei dabei, die Massagen angeboten hat, leider etwas zu weit weg für mich 😉 Oft erwische ich mich bei dem Gedanken „Wenn ich Chef wäre…“. Es gibt ja so viele Möglichkeiten seinen Mitarbeitern für wenig Geld ein bisschen mehr zu bieten. Vor allem sowas wie Team Workshops bringen ja vor allem letztendlich dem Unternehmen Vorteile. Wenn ich mit meinen Mit-Azubis spreche habe ich eine weitaus höhere Meinung von Kanzleien in denen es öfter mal Weiterbildungen für alle gibt, Teambesprechungen oder ein, zwei Betriebsausflüge im Jahr. Ich glaube fast alle Menschen würden für das perfekte Arbeitsklima auch etwas Gehalt einbüßen. So wie die Personaler heute auf die Soft Skills achten, achten die Mitarbeiter auch auf das Gesamtpaket. Ich habe auch schon öfter im Leben mit dem Gedanken gespielt einen unsicheren Beruf oder sogar gar keinen zu erlernen, weil die Arbeitsbedingungen in dem jeweiligen Bereich trotzdem noch sehr gut wären.