In der Regel kommen wir Steuerfachangestellten bereits während der Ausbildung zum ersten Mal mit dem Gebiet der Lohn- und Gehaltsabrechnung in Kontakt. Erste praktische Tuchfühlung ist deshalb möglich, weil nahezu jede Beratungspraxis auch die Gehaltsabrechnungen für die Mitarbeiter der Mandanten erstellt.
Allerdings durchlaufen die Steuerfachangestellten nur kurz diese Abteilung und werden nur in seltenen Fällen wirklich tief in die Materie eingearbeitet. Warum dies so ist und was die Tätigkeit des Lohn- und Gehaltsbuchhalters so besonders macht, wollen wir heute klären.
Leider hat die Bezeichnung des Lohn- und Gehaltsbuchhalters aus unerfindlichen Gründen bis heute bei vielen Steuerfachangestellten einen leicht negativen Touch. Viele gehen davon aus, dass der Bereich der Gehaltsabrechnungen nur ein minimaler Teil der Aufgaben eines Steuerfachangestellten ist.
Doch weit gefehlt! Wer den heutigen Beitrag bis zum Ende liest, der wird feststellen, dass so viel mehr dahintersteckt, als das ausschließliche Erstellen der Gehaltsabrechnungen. Nicht umsonst wird an verschiedenen Bildungsinstituten die Aus- bzw. Weiterbildung zum (zertifizierten) Lohn- und Gehaltsbuchhalter angeboten. Man spricht hier von einer Zusatzqualifikation mit Zertifikatsnachweis.
Wichtig sind gar nicht nur die offensichtlichen Aufgaben des Lohnbuchhalters. Interessant ist auch, wie groß das Fachwissen sein muss, um die täglichen Aufgaben im Sinne des Mandanten bzw. Unternehmers und gleichermaßen im Sinne deren Mitarbeiter erfüllen zu können.
Hier zunächst eine grobe Zusammenfassung der Aufgaben:
Insgesamt lässt sich sagen, dass der Lohn- und Gehaltsbuchhalter neben der Erstellung der Abrechnungen und Erfüllung des gesetzlichen Meldewesens dem Unternehmen gleichermaßen mit entsprechenden Auswertungen zur Seite steht.
So lässt sich das vorhandene Zahlenmaterial so aufbereiten, dass dies Teile eines Geschäftsberichts und Grundlage für personalpolitische Entscheidungen im Unternehmen sein können!
Der Lohn- und Gehaltsbuchhalter kann zu Recht von sich behaupten, folgende Attribute zu erfüllen:
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Die Weiterbildung zum Lohn- und Gehaltsbuchhalter erfordert zunächst keine offiziell vorgeschriebene Ausbildung, Studium oder ähnliches. Es handelt sich um eine Weiterbildung, die im Grunde genommen jeder für sich wählen kann. Hier findest du noch weitere Weiterbildungsmöglichkeiten für Steuerfachangestellte.
Natürlich ist es von Vorteil, wenn bereits erste kaufmännische Kenntnisse bzw. eine Ausbildung vorhanden sind. Möglicherweise konnten schon Erfahrungen in einer Lohnabteilung gesammelt werden und diese sollen nun vertieft werden.
Eine typische Situation, sich zum Lohn- und Gehaltsbuchhalter weiterzubilden könne auch sein, dass man sich für eine unternehmensinterne Position bewerben möchte, die genau diese Ansprüche an den Bewerber stellt.
IHK und die andere Institute, die diese Weiterbildung anbieten, führen die Lehrgänge in verschiedenen Varianten durch. So kann man zwischen Abend- und Wochenendlehrgängen wie auch Fernstudium wählen. Der Inhalt jedoch ist in jedem Fall der gleiche.
Der Lehrgang ist in verschiedene Module aufgeteilt. Alle Module können einzeln belegt werden. Ist ein abschließendes Zertifikat nicht gewünscht, sondern wird vielleicht einfach nur das Auffrischen gewisser Bereiche gewünscht, so gibt es auch die Möglichkeit nur ein oder zwei Module zu durchlaufen. In diesem Fall würde der Teilnehmer dann für die jeweils belegten Kurse eine Teilnahmebestätigung erhalten.
Thema: Lohnbuchhaltung, Lohnsteuer, Sozialversicherungsrecht, Arbeitsrecht
Hier werden alle für die Kerntätigkeiten der Lohn- und Gehaltsbuchhaltung erforderlichen Inhalte erarbeitet. Im Einzelnen bedeutet dies:
Eine sehr informative und vor allem detaillierte Übersicht über die einzelnen Grundlagenbestandteile für die Lohn- und Gehaltsbuchhaltung findet man auf der Webseite der IHK Frankfurt am Main. Hier wird in allen Einzelheiten beschrieben, welche Wissensgebiete durch einen Fachmann abgedeckt werden.
Im zweiten Modul der Weiterbildung heißt es für die Teilnehmer, die bereits erlernte Theorie in die Praxis umzusetzen. Da heutzutage der Hauptteil der Aufgaben computergestützt erledigt wird, muss auch dies sicher umgesetzt werden können.
Im Rahmen eines eLearning-Moduls können sich die Teilnehmer mit einer bekannten Lohn-Software wie z.B. SAP die Funktionen der Abrechnung und deren Handhabung aneignen.
Der letzte Teil wird nun eine Präsenzphase sein. Unabhängig von der Art des gewählten Lehrgangs müssen hier alle Teilnehmer persönlich vorstellig werden und eine 120-minütige Klausur ablegen.
Erst wenn diese bestanden wurde, wir das Zertifikat zum Lohn- und Gehaltsbuchhalter ausgehändigt.
Wie eingangs bereits erwähnt wird der Wirkungsgrad eines Lohn- und Gehaltsbuchhalters stark unterschätzt. Diese Qualifikation ermöglicht es, eine Anstellung in nahezu allen Wirtschaftszweigen finden zu können. Löhne und Gehälter, Abrechnungen und fachliche Fragestellungen gibt es in jedem Unternehmen – egal ob Handwerksbetrieb, Dienstleitung, Verbände und sonstige Organisationen.
Die Vielfalt ist groß! Nicht jeder Arbeitgeber legt wert auch Qualifikationsnachweise – dennoch erhöht es sicherlich die Chancen eine Zusage für die angestrebte Stelle zu erhalten.
Und dies spiegelt sich auch in den Verdienstmöglichkeiten wieder. Natürlich resultiert aus den nachfolgend genannten Werten kein rechtlicher Anspruch. Es handelt sich um Richtwerte, die im Internet so auch veröffentlicht wurden.
Wie in allen anderen Berufen auch kann es selbstverständlich regionale Abweichungen geben. Zudem nehmen die Berufserfahrung und der Verantwortungsgrad einer Position Einfluss auf die Höhe des Gehaltes.
Eine durchschnittliche Bruttogrundvergütung zwischen 3.000 und 3.300 Euro im Monat ist absolut realistisch. Hinzu kommen noch Zulagen und Sonderzahlungen wie z.B. das 13. Monatsgehalt.
Es lohn(t) sich also!
Hast du bereits Erfahrungen zu diesem Thema? Dann berichte uns doch hier davon.
12 Comments
Ich lese seit geraumer Zeit bei Euch mit und finde immer wieder interessante Artikel. Dafür erst einmal Glückwunsch.
Auch bin ich derzeit in der Ausbildung zum Steuerfachangestellten – allerdings in Form einer Umschulung (hat irgendwie ja auch einen Negativ-Touch). Jedenfalls muss ich mich auch outen, dass ich Lohn und Gehalt liebe! Wir haben in der Ausbildung ca 8 Wochen à 9 Unterrichtseinheiten zu diesem Thema Zeit bekommen. Also das Ganze in Theorie und Umsetzung mit Datev. Im einzelnen wurde all das gemacht was Ihr hier auflistet. Das finde ich perfekt! Das Thema ist wie Ihr anmerkt sehr groß und auch wichtig. Gerade weil sich auch hier jedes Jahr etwas ändert!
Ich persönlich tendiere jedenfalls sehr stark in diese Richtung. Und ich hoffe auch noch einen entsprechenden Lehrgang für SAP wahrnehmen zu können.
Was mir allerdings fehlt: Ein Hinweis auf den Baulohnbereich! Hierfür gibt es extra Lehrgänge auch von der Datev eG. Denn dieser Bereich ist noch mal eine Klasse weiter oben, weil es hier noch mehr spezifisches Wissen abverlangt. Gerade deshalb wird das dann noch mal etwas besser bezahlt 😉
Hallo René,
vielen Dank für dein Lob! 🙂
Ziemlich klasse, dass ihr sogar Unterricht zum Thema Lohn bekommen habt – das gibt es ja auch nicht überall.
Danke auch für deinen Hinweis auf den Baulohn- Bereich, da hast du natürlich Recht. Wir werden bestimmt nochmal auf diesen Bereich eingehen.
Wir wünschen dir viel Erfolg für deinen weiteren Werdegang im Steuerbereich!
Was ist mit einem Fernstudium zum Buchhalter (siehe http://fernstudium-angebot.de/bwl/bilanzbuchhalter-werden-fernstudium/ ). Hat da jemand Erfahrung? Hört sich ja ganz gut an,
Der Beitrag ist zwar schon ein bisschen älter… Aber trotzdem interessiert es mich, ob der Lohnbuchhalter mit der neuen Fortbildung „Fachassistent Lohn und Gehalt“ gleichzusetzen ist. So einer bin ich nämlich seit gestern und mache mir jetzt natürlich Gedanken darüber, was ein Fachassistent Lohn und Gehalt nun mehr verdienen könnte 🙂
Dies würde mich auch interessieren! 🙂
Hallo Tanja,
mein AWL-Lehrer hat gesagt, dass der Fachassisten Lohn und Gehalt auf derselben Stufe stünde wie der Bilanzbuchhalter oder der Steuerfachwirt!
Liebe Grüße
Kia
Hallo Buchstabensalat,
wirklich? Ich mache zZ auch die Weiterbildung zum Fachassisten für L+G, aber diese Behauptung ist mir neu. In meiner Kanzlei wird auf diese Weiterbildung von oben herab geschaut. Aber bloß wenn einer eine Frage wg Arbeitsrecht oder Lohn hat, dann renne die zur mir…. Ich werde mit großte Wahrscheinlichkeit nach der Fortbildung in die Wirtschaft wechseln: a) mehr Geld b) man wird respektiert.
Gruße Paul
Hi Tanja,
und wie fandest Du die Prüfunge?
LG Paul
Also ich würde meinen, dass der „Fachassi“ noch n ticken besser ist. Ich hab den Lehrgang gemacht, verbunden mit über einem Jahr Seminar und einer vierstündigen Klausur und nochmal einer mündlichen Prüfung. Und es ist eine Kammerfortbildung, das ist nochmal was anderes.
@xsdcvfgbnhjm
Den Fachassistenten mit einem Steuerfachwirt oder einem Bilanzbuchhalter gleichzusetzen ist wohl nicht ganz richtig.
Fakt ist, dass der Fachassistent in seinem Bereich definitv der Spezialist schlecht hin ist. Steuerfachwirte haben den Bereich Lohn+Gehalt nicht so intensiv behandelt wie ein Fachassistent, decken aber dafür eine ganze Reihe von steuerlichen Themen ab, weshalb Sie zu Recht inoffiziell als „kleine Steuerberater“ bezeichnet werden.
Kann mir jemand seine Erfahrungen mitteilen, in welcher Höhe sich die Höhe des Gehalts nach dem Fachassistent Lohn und Gehalt ungefähr ändern wird?
Ich habe nämlich vor, im Februar mit dem Kurs anzufangen und mache mir auch ein bisschen Gedanken über das Gehalt 🙂
Vielen lieben Dank im Voraus!
Hallo,
worin besteht denn der Unterschied zwischen dem zertifizierten Lohn- und Gehaltsbuchhalter der IHK und des IFU-Institutes? Denn die Fortbildungszeit weicht stark voneinander ab und das verwundert mich etwas. Weiß da jemand genaueres?
Viele Grüße