Mein Weg zur Steuerfachangestellten – Dank meiner familiären Umgebung bin ich bereits früh mit dem Berufsfeld der Steuerberatung in Berührung gekommen, da mein Onkel und meine Tante seit mehreren Jahren dieser Tätigkeit nachgehen. Nach dem Erreichen der Fachhochschulreife durfte ich in ihren beiden Kanzleien ein Praktikum absolvieren, welches mir einen ersten Einblick in die breit gefächerten und überaus spannenden Aufgabengebiete dieses Berufes ermöglichte. Anschließend bewarb ich mich um einen Ausbildungsplatz als Steuerfachangestellte und wurde kurze Zeit später bereits zu einem Vorstellungsgespräch mit Einstellungstest eingeladen.
Die Steuerberater der Kanzlei empfahlen mir jedoch, vor Beginn der Berufsausbildung ein Jahr lang die Höhere Handelsschule zu besuchen, um erste theoretische Erfahrungen im Bereich der Buchführung sammeln zu können. Diese Entscheidung habe ich nicht bereut, denn sie half mir zu Beginn des Besuches der Berufsschule im Jahr 2004 deutlich weiter. Meinen Ausbildungsplatz erhielt ich in einem größeren Büro mit anfangs drei Steuerberatern und etwa 15 Angestellten, während meines zweiten Lehrjahres kam noch ein Steuerberater dazu. Neben mir waren hier mehrere weitere Auszubildende tätig, jeweils einer pro Lehrjahr.
Leider musste ich im Laufe der Zeit feststellen, dass ich mich mit der Ausbildung zur Steuerfachangestellten für einen der nachweislich schwersten Ausbildungsberufe entschieden hatte. Dies machte sich während des zweiten und dritten Lehrjahres hauptsächlich beim Besuch der Berufsschule bemerkbar, denn meine Leistungen ließen dort deutlich nach, was sich auch auf die Zuweisung der Aufgaben in meinem Ausbildungsbetrieb auswirkte.
Es stellte sich heraus, dass mir beispielsweise die Bearbeitung von Steuererklärungen nicht so leicht fiel, wie das allgemeine Buchen der Geschäftsvorfälle. Die schwierigste Aufgabe bestand für mich persönlich darin, die durchaus komplexen und teilweise unverständlich geschriebenen Steuergesetze lesen und anwenden zu lernen.
Trotzdem habe ich die Abschlussprüfung zur Steuerfachangestellten bereits im ersten Anlauf erfolgreich absolvieren können. Nach meiner abgeschlossenen Berufsausbildung habe ich mich zunächst in den Bereichen Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung orientiert und war über zwei Jahre lang als Sachbearbeiterin in einem Unternehmen tätig, welches sich auf die Abrechnung von Rezepten im Gesundheitswesen spezialisiert hat. Anschließend habe ich nochmals ein kurzes Praktikum in der Kanzlei meiner Tante absolviert, da ich mich entschieden habe, doch wieder in meinem gelernten Beruf zu arbeiten.[sam id=“3″ codes=“true“]
Leider ist es als Steuerfachangestellte nicht leicht, wieder in den gelernten Beruf zurück zu finden, wenn man über längere Zeit anderweitig tätig war. Jährlich ändern sich diverse gesetzliche Regelungen, sodass man schnell den Bezug zu dem aktuell geltenden Recht verlieren kann.
Daher wurde mir nach einem meiner ersten Vorstellungsgespräche durch einen Steuerberater empfohlen, eine Weiterbildung bei der Steuerberaterakademie in Düsseldorf zu besuchen. Diese fand über ein halbes Jahr lang zweimal pro Woche statt und befasste sich mit allen Themen, die auch in der Berufsausbildung behandelt werden. Dort nahmen nicht nur gelernte Steuerfachangestellte teil, sondern auch Umschüler und an dem allgemeinen Berufsbild interessierte Menschen.
Im Nachhinein bin ich sehr froh und dankbar, dass ich an dieser Fortbildung teilnehmen durfte, da mir die Dozenten den Lernstoff viel leichter und eingängiger vermitteln konnten, als dies beim Besuch der Berufsschule möglich war. Meine jetzige Arbeitgeberin begründet diese Tatsache damit, dass die Dozenten an der Steuerberaterakademie praxisbezogener unterrichten können, weil die in den meisten Fällen selbst den Beruf des Steuerberaters ausüben und daher die Sachverhalte besser und deutlicher erklären können.
Dies ließ sich eindeutig an meinen Leistungen erkennen, denn die freiwillige Abschlussprüfung am Ende der Fortbildung konnte ich fast zwei Noten besser absolvieren, als es mir wenige Jahre zuvor am Ende meiner Ausbildung gelang.
Im Oktober 2010 habe ich schließlich den für mich perfekten Arbeitsplatz in einer sehr kleinen Steuerkanzlei gefunden, in der ich bis heute als Steuerfachangestellte tätig sein darf. Zunächst plagten mich große Ängste, da ich hier als einzige Sachbearbeiterin für diverse Buchhaltungen zuständig sein sollte und ich zweifelte daran, ob ich der Aufgabe gewachsen wäre. Glücklicherweise durfte ich große Unterstützung durch meine Arbeitgeberin erfahren, die mir stets mit Rat und Tat zur Seite stand und weiterhin steht.
Die Bearbeitung der Buchhaltungen hat sich inzwischen eingespielt und ich durfte bereits sehr viel lernen, was ich stets umzusetzen versuche. Selbst mit Ein- und Verkäufen innerhalb des europäischen Auslandes oder Drittländern finde ich mich inzwischen zurecht, was mir in der Berufsschule Schwierigkeiten bereitet hatte. Glücklicherweise habe ich eine Arbeitgeberin gefunden, die mir mit viel Geduld und konstruktiver Kritik gerne weiter hilft und mich inzwischen sogar alleine die terminierten Gespräche mit Mandanten führen lässt.
Ich bin sehr froh darüber, den Weg zurück in meinen erlernten Beruf als Steuerfachangestellte gewagt zu haben und inzwischen ist in mir sogar der Traum gewachsen, demnächst eine Weiterbildung zur Steuerfachwirtin oder Bilanzbuchhalterin zu beginnen.
von Sophia Z. (27 Jahre – ehemalige Auszubildende zur Steuerfachangestellten)