Im Allgemeinen wird behauptet, dass die Ausbildung zur Steuerfachangestellten die schwerste kaufmännische Ausbildung sei.
Ich möchte dieser These in diesem Artikel mal mit reinen Zahlen und Fakten entgegentreten und somit diese Behauptung erörtern.
Zugegeben existiert diese Annahme nicht ohne Grund. Aber um es gleich vorweg zu sagen: Es ist kein Beruf, den man nicht mit Fleiß und etwas Disziplin erlernen und bestehen kann.
Welche Voraussetzungen müssen Bewerber eigentlich erfüllen, wenn Sie den Beruf des Steuerfachangestellten anstreben?
Laut einer Studie der statistischen Ämter des Bundes von 2012 haben 61,8 % aller Auszubildenden die allgemeine Hochschulreife beziehungsweise Fachhochschulreife. Das ist schon beachtlich hoch.
Eine Fachhochschulreife im Bereich Wirtschaft ist sicherlich als kleiner Vorteile zu sehen, da schon Grundwissen im Bereich Rechnungswesen und Wirtschaft vorhanden ist. Das bildet eine solide Basis für die Ausbildung.
Dieser recht hohe Anteil an Abiturienten wird aber noch getoppt von den Bankkaufleuten und den Versicherungskaufleuten. Auszubildende bei Banken weisen im Schnitt eine Abiturientenquote von 71,9 % aus.
Bei den Versicherungskaufleuten liegt diese bei 65,1 %.
Insgesamt liegen alle drei Berufe dicht beieinander. Allerdings ist es bei den Bankkaufleuten wohl auch eher so, dass viel mehr Ausbildungsbetriebe das Abitur als Einstellungsvoraussetzung haben, als bei den Steuerfachangestellten.
Da das durchschnittliche Gehalt in der Bankbranche höher ist, als bei den Steuerexperten, ist der Run auf die Ausbildungsplätze auch größer, sodass Steuerberaterkanzleien ihre Ansprüche wohl in der Regel in Grenzen halten.
Von allen Auszubilden gibt es den geringsten Schwund bei den Verwaltungsfachangstellen. Nur 3,9 % beenden die Ausbildung vorzeitig ohne Abschluss.
Verständlich, denn die Ausbildungsvergütung ist überdurchschnittlich hoch und es handelt sich im allgemeinen um einen beliebten Ausbildungsberuf an den man nicht ganz so leicht herankommt.
Zum Vergleich: Die höchste Abbrecherzahl gibt es bei den Gebäudereinigern mit 50,7 %.
Eine genaue Zahl für Steuerfachangestellte ließ sich nicht ermitteln. Allerdings waren es in meiner Berufsschulklasse beispielsweise 2 Azubis von 24. Also circa 8 %.
Das deckt sich auch mit den Daten aus ähnlichen Berufsgruppen, wie zum Beispiel den schon öfters erwähnten Bankkaufleuten mit 5,8 %, Justizfachangestellten mit 8% und Industriekaufmännern- und Frauen mit 7,3%. Ich denke, dass ist ein angemessener und nicht überdurchschnittlich hoher Anteil.
Wer nicht bereits vorher aufgehört hat, steht zum Ende der Ausbildung seinem finalen Endgegner gegenüber – der Abschlussprüfung.
Eine weiteres Indiz, ob es sich wirklich um die schwerste Ausbildung handelt, könnte die Durchfallquote beim ersten Durchlauf der Abschlussprüfung erbringen.
So zeigte eine Studie, dass 5,4% aller Auszubildenden beim ersten Versuch der Abschlussprüfung durchfallen. Ich finde, das ist nicht viel im Vergleich zur Steuerberaterprüfung in der fast die Hälfte aller Prüflinge durchfällt.
Die Versicherungsmänner und -frauen hingehen schneiden da noch etwas besser ab. In diesem Berufszweig fallen 3,1% aller Prüfungsteilnehmer beim ersten Mal durch.
Ganz vorbildlich sind die Bankkaufleute. Lediglich 2% müssen hier die Prüfung wiederholen.
Was bedeutet das jetzt? Man kann wohl davon ausgehen, dass die Durchfallquote mit dem Schwierigkeitsgrad der Prüfung steigt.
Aus diesem Blickwinkel betrachtet, scheinen Steuerfachangestellte unter den Top 3 der Kaufmännischen Ausbildungsberufe das schwerste Los gezogen zu haben. Allerdings sind die Unterschiede so gering, dass man wohl zugeben muss, dass alle drei Ausbildungsberufe nicht zu unterschätzen sind.
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Eigentlich wissen wir es ja alle schon. Der Beruf als Steuerfachangestellten ist überwiegend eine Frauendomäne.
Statistiken über mehrere Jahren belegen, dass der Anteil an Männern jedes Jahr bei circa 25% liegt. Schade eigentlich, mehr Männer in diesem Beruf würden sicherlich frischen Wind in die östrogenlastigen Büros bringen.
Also Jungs und Männer: Traut euch! Werdet Steuerfachangestellte. Es winkt ein sicherer Job für die Zukunft und einmalige Karrierechancen.
Eine weitere interessante Information ist der Anteil an Auszubildenden von Steuerfachangestellten im Verhältnis zu allen Auszubildenden aller Ausbildungsberufe im dualen System.
So wurden in 2012 beispielsweise in Deutschland 6.702 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Damit steht der Beruf in der Beliebtheitsskala auf Rang 25. 2013 gab es bundesweit 17.697 Azubis und bei weiblichen Auszubildenden liegt die Ausbildung in Sachen Beliebtheit auf Rang 12.
Der Beruf des Steuerfachangestellten liegt somit „nur“ im Mittelfeld. Ein Grund hierfür könnte zum Beispiel das Vorurteil sein, dass der Beruf zum einen schwierig zu erlernen ist zum anderen mit einem staubigen, trockenem Image zu kämpfen hat.
Ich persönlich finde jedoch, dass es sich keineswegs um einen langweiligen Bürojob handelt.
Da du meistens mit vielen unterschiedlichen Mandanten und Sachverhalten zu tun hast, ergibt sich eine große Spannweite an Abwechslung. Hinzu kommt, dass dir in unterschiedlichsten Bereichen die Türen offen stehen. Egal, ob du beim Steuerberater arbeiten möchtest oder in einem privaten Unternehmen. Du hast die Zügel in der Hand.
Es bleibt bei der Erkenntnis, dass es sich um einen Ausbildungsberuf mit hohen Anforderungen handelt. Ob es nun der schwerste ist, lässt sich kaum sagen. Wie schwer oder leicht es einem fällt, hängt auch sehr von den persönlichen Eigenschaften ab.
Andere Berufsbilder wie Bank- und Versicherungskaufleute, sowie Justizfachangestellte und ähnliche sind alles Ausbildungen für die man fleißig sein muss. Aber wenn du stets dein Bestes gibst und in der Berufsschule nicht nur aus dem Fenster schaust, ist sie auf jeden Fall zu schaffen. Also beiße die Zähne zusammen und halte durch. Es lohnt sich.
Als wie schwer empfindest du die Ausbildung? Gerne kannst du deine Erfahrungen in die Kommentare schreiben oder dich im Forum darüber austauschen.
2 Comments
Leider werden nicht zu allen Zahlen und Daten die Quelle genannt. Worauf beziehst du dich?
Hallo Marie,
die Informationen stammen vom Bundesinstitut für Berufsbildung – kurz BIBB. Die Informationen habe ich aus den Datenreporten 2010 – 2014/15.
Liebe Grüße Nadine