Über die Vorgehensweise beim Wechsel der Ausbildungskanzlei haben wir bereits ausführlich berichtet. So haben wir auch darauf hingewiesen, dass dies bitte nicht immer der Schritt sein sollte, den man bei Ärger während der Ausbildung einschlägt. Wechsel und Abbruch stellen erst in letzter Instanz die richtige Wahl dar.
Heute wollen wir euch Informationen präsentieren, die für die Klärung von Problemen im Ausbildungsbetrieb allgemein und speziell bei Steuerfachangestellten hilfreich sein werden.
Einige werden diese Situation kennen: Im Grunde genommen macht die Arbeit und Ausbildung zum Steuerfachangestellten wirklich Spaß. Man ist nach wie vor davon überzeugt, den richtigen Beruf gewählt zu haben. Aber dann kommen wieder diese Tage, an denen scheinbar nichts mehr vorwärts geht. Der Chef oder Ausbilder sind nur noch am schimpfen und meckern, greifen den Auszubildenden möglicherweise sogar persönlich an.
Aussagen wie „Sind Sie eigentlich zu blöd, um das zu verstehen?“ sind keine Seltenheit.
Selbst die abwertenden Kommentare der Kollegen können einen Auszubildenden sehr einschüchtern und verunsichern. Da ist es nicht verwunderlich, wenn dadurch die Befürchtung aufkommt, dass man für diese Ausbildung doch nicht geeignet zu sein scheint. Dies zerrt einfach an den Nerven und erzeugt Selbstzweifel.
Geht einmal in euch und wägt das Für und Wider für euch persönlich ab. Würde es Sinn machen, den zusätzlichen Stress auf sich zu nehmen und die Kanzlei zu wechseln oder gar die Ausbildung abzubrechen?
Oftmals kann schon ein „einfaches“ Gespräch mit den entsprechenden Personen Missverständnisse aus dem Weg räumen. Die Situation kann im ersten Moment noch so ausweglos erscheinen – es gibt in den meisten Fällen eine Lösung.
Wichtig ist letztendlich, dass ein Weg gefunden wird, den der Auszubildende mit einem guten Gefühl und motiviert weiter in seinem Betrieb gehen kann.
Eine Universallösung können wir natürlich nicht anbieten. Vielmehr muss man sich das jeweilige Problem individuell ansehen und dann entscheiden, wie und vor allem mit wem man ein klärendes Gespräch führen sollte. Schafft man dies allein? Oder macht es Sinn, einen Begleiter hinzuzuziehen?
Konzentrieren wir uns also wieder auf die Probleme, die wir schon in den vergangenen Wochen immer wieder angesprochen haben, weil sie eben am häufigsten vorkommen.
Für diejenigen, die eine offene Konfrontation nicht mögen haben wir eine interessante Sache gefunden. Im Internet findet sich eine Seite mit dem Namen „Dr. Azubi“. Dies ist ein Angebot von vermutlich mehreren Onlineportalen, in denen man sein Problem schildern und sich mit anderen Auszubildenden austauschen kann.
Dr. Azubi läuft komplett anonym ab. Ihr müsst also nicht mal öffentlich irgendwelche Kontaktdaten preisgeben.
Eine super Idee vom DGB. Über ein internes Kontaktformular kann man sein Problem und weitere Informationen eingeben. Innerhalb von 48 Stunden – das wird garantiert – wird euer Beitrag anonym in dem Portal zusammen mit einer Antwort abgebildet. Keiner muss also erfahren, dass ihr dahintersteckt und anderen Auszubildenden kann vielleicht gleichzeitig geholfen werden.
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Wer mutig ist, der spricht sein Problem oder seine Bedenken direkt im Betrieb an. Auch auf die Gefahr hin, dass wir uns in unseren Beiträgen wiederholen: Wer Dinge offen anspricht, dem kann geholfen werden!
Den Chef, Vorgesetzten oder Ausbilder direkt anzusprechen ist keine Schande – vielmehr deutet dies auf euren Mut hin, Dinge ändern zu wollen. Der Auszubildende zeigt damit, wie wichtig ihm die Ausbildung und der Beruf des Steuerfachangestellten sind, in dem er nach Lösungen sucht. Häufig können zudem die Kollegen helfen, wenn man sich ihnen öffnet.
Bittet die entsprechenden Personen freundlich um ein Gespräch. Gibt es im Unternehmen einen Betriebsrat, so kann dieser ebenfalls hinzugebeten werden.
Intern können im Grunde genommen alle Dinge angesprochen werden, die für Missstimmung sorgen: Überforderung, Schlechte Stimmung, Mobbing, zu viele Überstunden, fehlende Gehaltszahlungen… In dem Artikel „Stress am Arbeitsplatz – Was du tun kannst“ haben wir noch ein paar hilfreiche Tipps zusammen gestellt.
Ein Gespräch im Betrieb hat nichts gebracht? Oder ist es nicht möglich, eine solche Unterhaltung einzuleiten? Dann muss ein anderer Ansprechpartner gesucht werden. Hier bieten sich verschiedene externe Anlaufstellen.
Die zuständige Steuerberaterkammer ist die alleroberste Anlaufstelle für sämtliche Anliegen der Steuerfachangestellten und Auszubildenden dieses Berufs. Egal um was es geht, kann die Kammer kontaktiert werden. Selbst wenn man hier für die Anfrage eines Auszubildenden nicht zuständig sein sollte, wird in jedem Fall der erforderliche Kontakt mit der richtigen Stelle hergestellt.
Der Ausbildungsberater kann euch in zwei verschiedenen Varianten zur Seite stehen. Einerseits kann er in eurem Namen den Kontakt zum Betrieb aufnehmen und eine Klärung herbeiführen. Alternativ kann er auch bei einem Gespräch zwischen Auszubildendem und dem Vorgesetzten als neutrale Person die Schlichterstelle einnehmen.
Handelt es sich um eine große Steuerberatungskanzlei, so gibt es unter Umständen sogar innerhalb des Unternehmens so genannte Ausbildungsbeauftragte. Diese kann man quasi als interne Ausbildungsberater bezeichnen. Sie sind beauftragt, bei Problemen der Mitarbeiter zu helfen.
Manchmal ist es hilfreich mit Personen außerhalb der Kanzlei über eure Probleme zu sprechen. Besonders eure Mitschüler können das Problem wahrscheinlich am besten nachvollziehen, dass sie ggf. sogar selbst ähnliche Herausforderungen in ihrer Kanzlei haben.
Schlechte Noten in der Berufsschule führen zu schlechter Stimmung mit dem Ausbilder? Das Stichwort „Nachhilfeunterricht“ liegt auf der Hand. Die doch eher geringen Ausbildungsvergütungen lassen leider nicht viel Spielraum, um davon auch noch Nachhilfelehrer zu bezahlen. Hier können Auszubildende bei der Agentur für Arbeit ausbildungsbegleitende Hilfen beantragen, wenn der Betrieb dem zustimmt. Dies ist kostenloser Nachhilfeunterricht, der zusätzlich zur Berufsschule besucht werden kann.
Bisher wurde immer nur von Fällen berichtet, in denen die Auszubildenden die Betroffenen waren. Wenn man jedoch ganz ehrlich ist, dann muss wohl ebenso erwähnt werden, dass der Ausbilder gleichermaßen derjenige sein kann, der sich mit einem unguten Gefühl plagt und Probleme mit seinem Auszubildenden hat. Hier kann es sich um folgende Gründe handeln:
Erkennbar ist, dass die Probleme innerhalb einer Steuerberatungskanzlei zwischen Vorgesetztem und dem Auszubildenden ganz klar beidseitig verursacht sein können. Nicht immer sind die Ausbilder Schuld, weil sie einfach zu viel erwarten und wenig zu geben bereit sind. Die Auszubildenden selber können auch Probleme mit sich bringen.
Insgesamt sei gesagt, dass sich nahezu alle Schwierigkeiten lösen und klären lassen, wenn beide Seiten bereit sind, aufeinander zuzugehen. Der Schlüssel zum Erfolg ist eindeutig die Kommunikation!
Wir alle müssen darauf achten, dass die Kommunikation aufrecht erhalten wird. Wahrscheinlich entstehen Probleme bei regelmäßigem Austausch erst gar nicht.
Hast du schon mal das Gespräch mit deinem Chef / Ausbilder gesucht um Probleme zu lösen? Dann freuen wir uns sehr über einen kurzen Erfahrungsbericht im Forum!
1 Comment
Ich denke das aller Wichtigste ist, Probleme und Dinge die einem komisch vorkommen so schnell wie möglich anzusprechen. Auch wenn ihr noch im ersten Lehrjahr seid und schüchtern und nicht doof rüber kommen wollt; sofort nachfragen! Und so lange, bis eure Frage auch wirklich beantwortet wurde.
Traut euch zu sagen „Entschuldigung, ich habe noch nicht ganz verstanden, wieso das so gemacht wird.“ oder „Ich habe jetzt schon öfter in der Schule von meinen Mitschülern von xy gehört, lerne ich das auch bald oder wird das hier anders gehandhabt?“
Mit jeden Tag der vergeht wird es nämlich peinlicher ein Problem anzusprechen. Vor allem wenn der Chef nach ein paar Tagen oder Wochen denkt, dass es kein Problem gibt.
Viele Kanzleimitarbeiter und Chefs bedenken anfangs nicht unbedingt, dass Worte, die sie jeden Tag benutzen bei einem frischen Azubi noch gar nicht im Wortschatz vorkommen und der nur Bahnhof versteht.
Wenn man sie darauf kurz aufmerksam macht, dann erklären sie es auf jeden Fall einfacher und man muss nicht nach einem Jahr zugeben, dass man dies oder das eigentlich von Anfang an nicht so ganz kapiert hat.