Karriere im Finanzamt? Ist das nicht super öde? Und erst die Mitarbeiter des Finanzamts! Unfreundlich sollen sie sein und den Dienst nur nach Vorschrift erledigen. Aber entspricht das auch der Realität, oder sind das nur Vorurteile?
Gerade wir „Steufas“ kennen dieses Problem. Auch wir haben mit Vorurteilen zu kämpfen, dass unser Job langweilig wäre. Wie oft ich das schon verneinen musste!
Daher erfährst du im Folgenden eine Menge über die Karriere im Finanzamt. Darüber welche Karrieremöglichkeiten man im Finanzamt hat und welche Wege am besten dorthin führen.
Denn ein krisensicherer Job und gute Verdienstmöglichkeiten sind zwar nicht alles, was bei der Berufswahl zählt, schaden können diese Aspekte aber definitiv nicht. 😉
Offiziell nennt sich die Ausbildung im Finanzamt „Ausbildung zum Beamten – Steuerverwaltung“.
Die Unterteilung findet in einen mittleren, höheren und gehobenen Dienst statt.
Allein den mittleren Dienst kann man mit Realschulabschluss absolvieren, die beiden nächst höheren nur durch ein Studium.
Natürlich macht es Sinn, wenn du in den Schulfächern Mathematik, Wirtschaft und Recht gute Noten vorweisen kannst, falls du die beiden letzt genannten Fächer in der Schule hattest.
Weiterhin sind gute Kenntnisse am PC und in den MS Office Programmen auch von Vorteil. Wobei das in der heutigen Zeit ja schon fast zum guten Ton gehört.
Ein paar grundsätzliche Tipps zur Bewerbung und für den richtigen Lebenslauf findest du hier.
Du solltest entweder:
Du benötigst:
Solltest du in dem Pool der Auserwählten für den nächsten Schritt Richtung Finanzbeamter sein, mach‘ dich auf ein strenges Auswahlverfahren gefasst.
Außerdem gibt es eine Höchstaltersgrenze. Für Behinderte gilt das 40. Lebensjahr als Limit. Ansonsten ist die Deadline mit der Vollendung des 32. Lebensjahres erreicht. Falls du ein Kind unter 18 Jahren zuhause betreust, verschiebt sich die Altersgrenze etwas nach hinten, wenn diese Betreuung Grund für die verzögerte Bewerbung war.
Von vornherein solltest du natürlich eine ausgeprägte Zahlenaffinität mitbringen, sorgfältig und genau arbeiten können und außerdem dazu bereit sein, dich stetig fortzubilden. Schließlich ändern sich die Steuergesetze gefühlt jede halbe Stunde.
Auch Verschwiegenheit ist das A&O, das versteht sich von selbst.
Für viele ist der typische Beamte ja der „einsame Wolf“, der sich hinter Aktenbergen verschanzt. Jedoch solltest du auch eine große Portion Servicebereitschaft mitbringen. Denn du kommunizierst täglich mit Kunden und musst dich in deren Belange einfühlen können.
Die Länge der Ausbildung im mittleren Dienst beträgt zwei Jahre. Durchgeführt wird diese in den Landesfinanzschulen (in jedem Bundesland gibt es mindestens eine) und in den Ausbildungsfinanzämtern.
Das duale Studium des gehobenen Dienstes dauert drei Jahre.
Die Theorie in der Ausbildung zum mittleren Dienst umfasst:
Falls du die Voraussetzungen und den Willen mitbringst, den gehobenen Dienst im Finanzamt anzustreben, musst du studieren. Ähnlich wie die Ausbildung gliedert sich das Studium in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Es handelt sich demzufolge um ein duales Studium.
Hier der grobe Ablauf, du studierst in Blöcken:
Die Ausbildungs- und Prüfungsordnung (StBAPO) regelt die Inhalte des Studiums.
Insbesondere folgende Rechtsgebiete werden dann vermittelt:
Die praktische Zeit wirst du nicht nur einsam am Schreibtisch verbringen. Der rege Kundenverkehr im Finanzamt gehört natürlich auch zu deiner Ausbildung. Ob persönlich oder am Telefon – du wirst dich hier bereits im Austausch mit Kunden befinden.
Nach deiner Ausbildung arbeitest du in der Steuerverwaltung – vor allem in Finanzämtern, in Finanzministerien, in einer der Oberfinanzdirektionen oder im Bundeszentralamt für Steuern. Du arbeitest den Beamten des gehobenen Dienstes zu.
Auch eine Stelle im Außendienst ist möglich.
Du wirst in der Zeit der Ausbildung/ des Studiums übrigens als „Finanzanwärter*in“ betitelt.
Die Höhe deiner Ausbildungsvergütung hängt davon ab, wo du diese bestreitest.
In den neuen Bundesländern erhältst du mit 1.100€ etwas mehr, als in den alten Bundesländern mit 1.000€ (Stand 03/2015).
Die Azubi-Gehälter in dieser Höhe bekommst du, wenn du bspw. im mittleren Dienst eingestuft bist (nicht-technischer Dienst) und für dich eines der Landesbesoldungsgesetze gilt (Besoldungsgruppe A6).
Du siehst, in dieser Ausbildung verdient man so gut wie in kaum einer anderen.
Du erhälst in den drei Ausbildungsjahren den stetigen Betrag von 1158€. Nach der Ausbildung im gehobenen Dienst liegt dein Einstiegsgehalt bei 2.500€ brutto. Hier musst du daran denken, dass du dich mit Beamtenstatus selbst krankenversichern musst. Du bekommst allerdings einen Teil von der Beamtenbeihilfe zurück.
Von der Besoldung abgezogen werden ansonsten nur Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer.
In die Arbeitslosen- und Pflegeversicherung zahlst du nicht ein.
Wie auch in der Ausbildung zur Steuerfachangestellten, musst du eine Zwischenprüfung absolvieren.
Am Ende der Ausbildung wird es dann richtig ernst: Du musst die Prüfung vor einer staatlichen Prüfungskommission antreten.
Das Bestehen dieser Prüfung ist dann die Voraussetzung dafür, dass du im Finanzamt arbeiten kannst und auch für die Einordnung in eine bestimmte Gehaltsgruppe, denn als Beamtin wirst du über eine solche vergütet.
Wie bereits oben genannt, richtet sich die Besoldung nach der jeweiligen Besoldungsgruppe. Auch die Dauer deiner bisherigen Berufserfahrung wirkt sich positiv auf die Höhe der Vergütung aus.
Als Berufseinsteiger in der Besoldungsgruppe A6 (mittlerer/ nicht-technischer Dienst) würdest du zwischen 1.800€ und 2.200€ brutto erhalten.
Genauere Information zur Besoldung findest du hier. Auch wenn Geld echt nicht alles ist… 🙂
Und wie haben dir diese Fakten über eine Karriere im Finanzamt gefallen? Falls du diesen Artikel spannend findest, solltest du ernsthaft in Erwägung ziehen, eine solche Karrierelaufbahn im Finanzamt anzustreben.
Möglicherweise bist DU dann die erste Beamtin, die alle Vorurteile bezüglich der „speziellen“ Arbeitsmoral der Beamten aus dem Weg räumt! 😉
Wie siehst du das Ganze – spricht dich diese Ausbildung/ eine Karriere im Finanzamt an oder hast du sogar schon konkrete Schritte für eine Bewerbung unternommen?
Erzähl’s uns doch in den Kommentaren! 🙂
14 Comments
Eine Anmerkung zur Höchstaltersgrenze:
Diese Höchstaltersgrenze ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Hessen wurde 2010 geklagt und wegen Altersdiskriminierung wurde sie abgeschafft. Für Schwerbehinderte gilt nochmal was anderes. Nachzulesen in folgender pdf-Datei: http://www.beamter-werden.de/pdf_files/Synopse-Hoechstaltersgrenze_Beamte.pdf
Liebe Grüße
Kia
Danke für den Hinweis, Kia!
Wie ist denn der Weg eines fertig ausgebildeten StFa zum Beamten beim FA?
Als Steuerfachangestellte/r kann man im mittleren Dienst die Ausbildung beginnen, beim gehobenen Dienst das duale Studium bei Fachhochschulreife. Als Vorbildung für das Studium praktisch, nach halben Jahr Wissen jedoch aufgebraucht. Schon eine andere Hausnummer das Studium!!
Aber hochgradig interessant, anerkannt in Wirtschaft. Bei Austreten innerhalb von 5 Jahren jedoch zum Teil Besoldung zurueckzuzahlen. Was absolut richtig ist.
Kann man auch Finanzbeamter werden, wenn man auf bewehrung ist, die im Jugendalter verhängt wurde? Und keine Haftstrafe hat?
Lass es besser.
Kann man auch als Steuerfachangestellte im Finanzamt Fuss fassen.
Oder werden nur Finanzanwärter eingestellt?
Ist auch eine Umschulung möglich?
Vom Finanzamt?
Ich habe einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften sowie eine abgeschlossene Ausbildung zur Steuerfachangestellten, kann ich eine Umschulung oä machen um als Beamte beim Finanzamt arbeiten zu können? Danke im Voraus.
Bachelor und Ausbildung zur Stfa., dann diese Frage….. im Zeitalter von Google und Co!? Na ja.
Ich habe die Laufbahnprüfung für den gehobenen Dienst nicht bestanden. Welche Möglichkeiten gibt es nach dem dreijährigem Studium und der nicht bestanden Laufbahnprüfung den Abschluss des mittleren Dienstes zu erlangen?
Bin 16 und mache nun mein Fachabitur in Richtung Wirtschaft und Verwaltung auf einer Berufsschule.(NRW) Ich würde gerne fragen ob man dann weit kommt? bzw. ob das empfehlenswert ist nach dem Fachabitur dort Karriere zu starten. Momentan bin ich relativ Perspektivlos, aber dieser Beruf interessiert mich momentan.
Ich empfehle jeden intelligenten Menschen, das Finanzamt als Arbeitsgeber zu meiden. Je weniger dort arbeiten, desto weniger Probleme für uns. als ehemaliger externer Dienstleister kann ich nur sagen, „Beamten-Mikado, wer sich zu erst bewegt, verliert“ muss man können. Ich konnte es nicht.
beim Finanzamt arbeite nur inkompetente die es in der Wirtschaft nicht schaffen würden.