Wir als (angehende) Steuerfachangestellte haben einen großen Pluspunkt: Wir lernen einen Beruf, mit dem wir viele Karrieremöglichkeiten haben und mit dem wir vielseitig einsetzbar sind.
Arbeitslosigkeit ist bei Steuerfachangestellten fast unbekannt.
Auf der anderen Seite der Medaille herrscht oft ein recht großer Arbeitsdruck und viele Kanzleien sind unterbesetzt, weil sie kein passendes Personal finden.
Ich stand vor der Frage, wie man dieses Nachwuchsproblem lösen kann und habe die Frage an unser hochkarätiges Expertenteam weitergegeben. Welche Lösungsansätze sehen sie und wie würden sie mit dem Problem umgehen bzw. wie gehen sie ganz konkret damit um.
Schaue dir auch unsere anderen Experten-Interviews an:
Wie kann man das Nachwuchsproblem lösen?
[us_testimonial style=“2″ author=“Thomas Hund “ company=“stellv. Hauptgeschäftsführer der Bundessteuerberaterkammer“ img=“11843″ link=“url:https%3A%2F%2Fwww.bstbk.de%2Fde%2Findex.html||target:%20_blank|“][/us_testimonial][us_separator type=“invisible“ size=“small“]
Diese Frage lässt sich so pauschal nicht beantworten. Bei den Berufsträgern, also den Steuerberatern, gibt es kein Nachwuchsproblem. Ein Blick auf unsere Berufsstatistik spricht dazu eine deutliche Sprache. Der Berufsstand wächst kontinuierlich an. Dieses Jahr zählen wir über 95.000 Berufsangehörige. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Zuwachs von 1,1 %.
Anders verhält es sich bei den Auszubildenden. Qualifizierten Nachwuchs zu finden ist besonders bei dem Ausbildungsberuf zum/r Steuerfachangestellten schwierig. Hier konkurrieren wir mit vielen anderen attraktiven Ausbildungsberufen. Dennoch stellen wir hier eine stetige Verbesserung fest. Trotz deutlich ansteigender Konkurrenz durch andere Ausbildungsberufe wurden 2015 0,8 % mehr Ausbildungsverhältnisse zum/r Steuerfachangestellten abgeschlossen als im Vorjahr (Stand 01.01.2016). Dies ist sicher auch ein Erfolg des konzentrierten Nachwuchsmarketings der Steuerberaterkammern.
Die Nachwuchskampagne der Bundessteuerberaterkammer für Steuerfachangestellte „Mehr als du denkst“ unterstützt dabei die Arbeit vor Ort.
[us_separator][us_testimonial style=“2″ author=“Claas Beckmann“ company=“Branchenexperte, freiberuflicher Journalist unter anderem auf steuerkoepfe.de“ img=“11845″ link=“url:https%3A%2F%2Fwww.steuerkoepfe.de%2F||target:%20_blank|“][/us_testimonial][us_separator type=“invisible“ size=“small“]
Endgültig beseitigen wird wohl nicht drin sein.
Aber: Umsatzbeteiligung, Schülern und Schülerinnen die Berufe näher bringen, Ausbildungsgemeinschaften – das sind die zu wenig genutzten Möglichkeiten, wenn es um die Kanzlei-Berufe geht. Teilzeit-Arbeit und Home-Office für alle, die Familienzeit brauchen – das sind die Pfunde der Kanzlei-Berufe. Bitte wuchern und niemals schlecht über den Beruf reden.
Die Anwerbung des Berufsträger-Nachwuchses wird meist den Organisationen des Berufsstands überlassen, sei es durch Image-Werbung oder Angebote für Kanzlei-Gründer. Denn Berater brauchen Nachfolger oder weitere Partner, nicht unbedingt eine neue Kanzlei in der Nachbarschaft.
Trotzdem würde ich da gern mehr Aktivität sehen: Wettbewerbe rund um die Kanzlei-Gründung, Mentoring von Gründern und Gründerinnen durch erfahrene Kollegen, Stipendien auch in Form von Literatur, Software oder einem Büro zur günstigen Untermiete.
Es stünde dem Berufsstand gut an, sich – wie sagt man heute so schön – stärker als Inkubator für Start-ups zu betätigen. Da könnten sich die Organisationen des Berufs, dessen Dienstleister und die Berater und Beraterinnen selbst gleichermaßen gut einbringen.
[us_separator][us_testimonial style=“2″ author=“Andreas Reichert“ company=“Steuerberater, Vorstand der felix1 AG“ img=“11851″ link=“url:https%3A%2F%2Fwww.felix1.de%2F||target:%20_blank|“][/us_testimonial][us_separator type=“invisible“ size=“small“]
Zunächst muss man junge Kollegen so früh und so gut wie möglich ausbilden. Denn oftmals besteht nicht das Problem darin, Bewerber zu finden. Stattdessen fehlt es in der Regel an guten Kandidaten. Deswegen kann ich nur jeden Kanzleiinhaber dazu ermuntern, auszubilden und seine Auszubildenden bestmöglich zu fördern.
Weiterhin muss man sich als Steuerberater die Frage stellen, ob sich der Berufsstand ausreichend attraktiv darstellt. Ich denke, dass es hier noch Verbesserungspotential gibt.
[us_separator][us_testimonial style=“2″ author=“Christian Herold“ company=“Steuerberater, Herausgeber der NWB-Zeitschrift“ img=“11854″ link=“url:http%3A%2F%2Fwww2.nwb.de%2Fportal%2Fcontent%2Fir%2Fdefault.aspx||target:%20_blank|“][/us_testimonial][us_separator type=“invisible“ size=“small“]
Sofern es um Steuerfachangestellte bzw. allgemein um Kanzleimitarbeiter geht, ist es sinnvoll, aktiv auf Schulen zuzugehen und Praktikumsplätze anzubieten.
Sollen junge Leute an den Beruf des Steuerberaters herangeführt werden, wäre es eine gute Möglichkeit, ein duales Studium zu unterstützen. Auch ist es sinnvoll, die Kanzlei regional besser bekannt zu machen, zum Beispiel durch ein Engagement in einem Verein.
Ganz lösen wird man das Nachwuchsproblem aber nicht, da der demografische Wandel unaufhaltsam auf uns zurollen wird. Von daher ist jede Kanzlei gut beraten, schon heute großen Wert darauf zu legen, die bestehenden Kräfte zu fördern. Denn zufriedene Mitarbeiter sind die besten Imageträger einer Kanzlei und machen diese für potenzielle Bewerber attraktiv.
[us_separator][us_testimonial style=“2″ author=“Cordula Schneider“ company=“Steuerberaterin, Kanzleiberaterin bei delfi-net“ img=“11867″ link=“url:http%3A%2F%2Fwww.delfi-net.de%2F||target:%20_blank|“][/us_testimonial][us_separator type=“invisible“ size=“small“]
Die Digitalisierung wird einen Teil des Problems lösen, denn im Bereich der Fibu schlägt die Automation durch auf die Produktivität – Kanzleien, die das schon umfassend betreiben, merken es bereits.
Das setzt auch Ressourcen für einen Wissensaufbau bei den Mitarbeitern auf dem Gebiet der Betriebswirtschaft frei.
Wir haben heute auch schon Kanzleien, die einen persönlichen Posteingangsassistenten für die digitale Post haben. Alle eingehenden digitalen Belege und sonstigen Dokumente werden hier ins Kanzleisystem (Eigenverwaltung, Buchführung, Steuern, …) eingesteuert, so dass die fachlichen Bearbeiter sich auf die „eigentliche“ Arbeit konzentrieren können.
Das ist auch insgesamt eine Möglichkeit, der Personalknappheit Herr zu werden: Konzentration auf die fachliche Arbeit, alles andere in die Assistenz.
Nicht zuletzt deswegen bin ich ein Freund des „Sekretariats“ – hier verstanden als moderne, umfassende Assistenz für Chef und Mitarbeiter.
Und es gilt, was schon immer galt: Das Heil liegt in der Ausbildung von Fachkräften.
[us_separator][us_testimonial style=“2″ author=““ company=““][/us_testimonial][us_separator type=“invisible“ size=“small“]
Und was denkst du?
Und jetzt bin ich auf deine Meinung gespannt! Was glaubst du, warum der Beruf Steuerfachangestellte für viele junge Menschen nicht attraktiv genug ist? Was könnte man unternehmen, um noch mehr Menschen für die Steuerberatung zu begeisten?
Ich freue mich auf deine Meinung in den Kommentaren!
2 Comments
Da kann ich nicht still sein!!
„Hier konkurrieren wir mit vielen anderen attraktiven Ausbildungsberufen.“
Die Frage ist doch, wie können wir den StFA attraktiv gestalten.
Es ist doch eigentlich logisch, dass wenn der Beruf nicht attraktiv erscheint – ggü. anderen – dass er nicht in Erwägung gezogen wird ihn zu erlernen bzw. weiter auszuüben.
Wie kann man aber allgemein einen Beruf attraktiv machen?
Erstmal sollten wir das Image wegbekommen.
Wenn ich erstmal erzähle, dass ich StFA bin, kommt keiner auf eine positive Reaktion.
Stattdessen hört man immer meistens: „Das ist ja voll trocken!“
Das stimmt aber gar nicht.
Wir haben einen Beruf erlernt, der unglaublich abwechslungsreich ist.
Jede Buchhaltung ist anders, jede Steuererklärung ist anders. Jeder Monat hat bestimmt irgendwas Besonderes, was man noch nicht kannte. Jeder Mandant ist verschieden und daher weiss man so viel.
Ganz dummes Beispiel:
Aufgrund der vielen Buchhaltung weiss ich, was ein „Kundenstopper“ ist. Also auch Dein Wortschatz wird größer 🙂 🙂
Aber was bedeutet noch „attraktiver machen“?
Bedeutet das wirklich eine noch bessere Qualifikation für die Absolventen?
Ich finde, wir sollten auch an die Idee dran gehen der sogenannten „Jobrotation“.
Es kann nicht sein, dass ein StFA nach dem Urlaub mehr Arbeit hat, weil ihn niemand vertreten kann oder wird.
So könnten die StFA sich auch Urlaub gewähren lassen, der unabhängig von den Fristen ist.
Und wenn man wieder zurückkommt, wartet kein Berg von Arbeit, die Erholung bleibt somit länger erhalten.
Mir kommt es vor, als ob in jeder Branche im Urlaub die Kollegen einen vertreten, außer in der Steuerberaterbranche.
Desweiteren sollte es die Möglichkeit der Weiterbildung geben. Damit meine ich aber nicht nur, wer den Steuerfachwirt, Bilanzbuchhalter oder StB machen möchte.
Es gibt auch mit Hilfe der Steuerkammern genügend Arbeitskreise.
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist und bleibt das Gehalt.
Wir müssen weg kommen von diesem „Umsatzgedanken“. Das ich Dir nur Gehalt zahle, wenn Du mir Umsatz bringst. Die Zeiterfassung ist und bleibt wichtig, aber man darf damit nicht übertreiben.
Kein normaler junger Mensch bleibt als StFA, wenn er sieht, was er als Sachbearbeiter in der freien Wirtschaft bekommt. Auch wenn der Beruf des StFA spannender ist, man kann leider von Spannung alleine sich nicht ernähren.
Vor allem ist aber der Gedanke des Umsatzes bei weitem ein Gedanke, der nicht fruchten wird.
Ich kenne keine andere Branche, außer den Vertrieb und Führungskräfte, wo man über den Umsatz das Gehalt definiert wird. Aber im Vertrieb und als Führungskraft sind wir auf ein ganz anderes Level von Gehältern.
Es kann doch nicht sein, dass wir uns mit dem Mindestlohn beschäftigen müssen und nicht, weil das Fachwissen für die Arbeit, sondern weil uns selber mit den Mindestlohn herumschlagen müssen. Leute, wacht mal bitte auf.
Ich hoffe, ihr könnt mit meinen dann doch längeren Beitrag was anfangen.
Wer auch immer das liest.
Was ich auch mir wünsche, ist sogenanntes „Beton in der Brust“ (nein, ich zitiere nicht Bushido).
Und am besten auch noch eine Beschichtung aus Teflon.
Wer wir dies in den nächsten drei Jahren umsetzen könnten, wir der StFA beliebter.
Selbstverschuldete Probleme!
Wer Mitarbeiter mit 1,600 bis 2,000 brutto (!) zum berufsanfang in Berlin abspeisen will, findet keine Bewerber, so einfach ist das!
Mein Tipp an alle Steuerfachangestellten: nach der Prüfung Max ein bis zwei Jahre beim Steuerberater arbeiten, danach Großkanzlei oder big four oder in die Freie Wirtschaft als Finanzbuchhalter. Dann sind mind 2,500 bis 3,000 Euro drin! Wer beim Steuerberater länger arbeitet, läßt sich verarschen und ausbeuten.