In unserer Reihe der Weiterbildungsmöglichkeiten in der Branche der steuerberatenden Berufe haben wir bisher vorrangig über Berufe berichtet, die als Aufbau auf die bereits absolvierte Ausbildung zum Steuerfachangestellten gewählt werden können.
Wie sieht es jedoch aus, wenn man bereits einen anderen Beruf erlernt hat, sich nun aber die Möglichkeit bietet, eine Anstellung in der Buchhaltungsabteilung eines Unternehmens zu bekommen? Welche Weiterbildung bietet sich hier an, um den Anforderungen für diese Position gerecht zu werden?
Unter diesem Aspekt wird heute die Weiterbildung zum Finanzbuchhalter vorgestellt.
Man hört immer wieder davon, dass nicht nur Steuerfachangestellte in den Buchhaltungsabteilungen kleiner, mittlerer und großer Unternehmen tätig sind. Büro- und Industriekaufleute werden gleichermaßen eingestellt und mit den Buchhaltungsaufgaben betraut.
Warum sollte diese Aufgabe auch ausschließlich den Fachkräften vorbehalten sein?
Manchmal gibt es einfach Situationen, in die man quasi reingerutscht ist und sich im Laufe der Zeit sehr gut in die Materie eingearbeitet hat. Alles läuft prima. Die Schwierigkeit wird unter Umständen erst dann auftreten, wenn der Arbeitgeber gewechselt werden soll oder muss und man im Grunde genommen keinen offiziellen Nachweis erbringen kann, wie man die Kenntnisse der Buchhaltung erlernt hat.
Da empfiehlt es sich, sich rechtzeitig für eine Weiterbildung zu entscheiden, mit der man sein Wissen untermauern und erweitern kann. Durch eine abschließende Prüfung erhält man dann sogar noch ein Zertifikat oder Zeugnis und kann sich „fachlich ausweisen“. Dies wird sich definitiv auf den Erfolg bei Bewerbungen auswirken.
Zunächst sei gesagt, dass es keine Pflichtvoraussetzungen gibt. Somit lässt sich der Personenkreis für die Weiterbildung zum Finanzbuchhalter eher insofern eingrenzen, als dass gewisse Erwartungen vorhanden sein sollten. Denn der Finanzbuchhalter lohnt sich für dich, wenn du dich z.B.
Vielleicht planst du nach längerer Arbeitspause (z.B. durch Eltern- und Erziehungszeit) wieder der Einstieg ins Berufsleben?
Von Vorteil wäre es auf jeden Fall, dass gewisse Grundlagen in der Buchhaltung bereits bekannt sind, man mit dem Computer umgehen kann und auch über allgemeine, kaufmännische Erfahrungen verfügt.
Nein, es handelt sich nicht um einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf. Es handelt sich um eine Weiterbildung, die bei verschiedenen Lehrinstituten oder der Industrie- und Handelskammer absolviert werden kann.
Hier werden verschiedene Lehrgänge in Teilzeit, Vollzeit, in Form von E-Learning-Kursen oder im Fernunterricht angeboten. Je nach Art des Kurses kann die Weiterbildung zum Finanzbuchhalter zwischen 4 Monaten bis ca. 1 Jahr dauern.
Für den Lehrgangsteilnehmer bedeutet dies, dass die eigentliche Angestelltentätigkeit ganz normal weiterläuft. Tagsüber ist man wie gewohnt im Betrieb. Am Wochenende oder abends wird dann in den Klassen gelernt.
Vollzeitlehrgänge sind aktuell eher selten! Neben dem Unterricht an der Schule heißt es aber auch zuhause zu lernen. Der Unterrichtsinhalt sollte vor- und nachbereitet werden, um wirklich optimal ausgebildet zu sein.
Entscheidet man sich für die Form des E-Learnings, so muss das komplette Lernspektrum selbstständig zu Hause am PC erarbeitet werden. Natürlich bedeutet dies, dass man sich die Zeit freier einteilen kann, Selbstverantwortung und Eigeninitiative allerdings in noch höherem Maße gefordert sind.
Aber auch hier stehen den Lehrgangsteilnehmer stets Fachtutoren zur Seite, um bei Fragen telefonisch oder online Rede und Antwort stehen zu können.
Unabhängig von der Art des Kurses: Es geht darum, dass im Rahmen dieser Lehrgänge alle erforderlichen Kenntnisse für die abschließende Prüfung vermittelt werden.
Die Lehrgänge sind unterschiedlich strukturiert. Häufig werden sie in verschiedene Module unterteilt, die aufeinander aufbauen. So ist es dann meist erforderlich, alle Modulkurse oder Unterrichtseinheiten belegt zu haben, um an der Prüfung teilnehmen zu können.
Die Weiterbildung wird dann am Ende mit einer internen Prüfung des jeweiligen Lehrgangsveranstalters abgeschlossen. Die Teilnehmer erhalten nach bestandener Prüfung ein offizielles Zertifikat.
Durchhaltevermögen, Selbstdisziplin und eine perfekte Zeitplanung sind Voraussetzung, wenn man Prüfungsvorbereitung, Berufstätigkeit und auch noch das Privatleben angenehm unter einen Hut will.
Eine weitere Möglichkeit wäre auch, den Lehrgang zu belegen, an der Prüfung aber gar nicht teilzunehmen. Denkbar wäre dies, wenn es ausschließlich darum geht, seine Kenntnisse zu vertiefen und ein Zertifikat nicht von Nöten wäre. Diese Teilnehmer, die keine Prüfung ablegen, erhalten dennoch eine Teilnahmebescheinigung – dürfen sich später jedoch nicht als Finanzbuchhalter bezeichnen.
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Da jeder Lehrgangsveranstalter seine eigene Struktur hat, können Aufbau und Inhalt immer ein wenig voneinander abweichen. Aber der Grundstock sollte schon überall gleich sein. Die wesentlichen Inhalte der Weiterbildung sind wie folgt aufgebaut:
Buchführung
Kosten-und-Leistungs-Rechnung
Bilanzierung
Betriebliches Steuerrecht
Grundwissen Recht und Finanzen
EDV-Finanzbuchhaltung
Finanzbuchhalter sind – wie der Name es schon sagt – für die Finanzbuchhaltung eines Unternehmens zuständig. Sie arbeiten ähnlich wie ein Steuerfachangestellter.
Der Finanzbuchhalter kontiert Belege, verwaltet Bestands-, Erfolgs- und Privatkonten, kann Jahresabschlüsse überprüfen und kümmert sich um die Lohn- und Gehaltsabrechnungen. Auch das Erfassen von Forderungen und Verbindlichkeiten gehört zur täglichen Arbeit – Ebenso wie die Mitarbeit bei der Erstellung von Monats- und Jahresabschlüssen und des Geschäftsberichts.
Der Finanzbuchhalter ist in der Lage, die Geschäftsleitung bei betriebswirtschaftlichen Fragen und Entscheidungen zu unterstützen. Er liefert verlässliches Zahlenmaterial aus der Finanzbuchhaltung sowie der Kosten- und Leistungsrechnung.
Interessant ist, dass der Finanzbuchhalter später wirklich in nahezu jeder Branche der Wirtschaft arbeiten kann. Das Wissen als Finanzbuchhalter kann überall eingesetzt werden. Lediglich das brancheninterne Spezialwissen (Know-how) muss man sich noch aneignen.
Auch der Schritt in die Selbstständigkeit ist möglich, denn Finanzbuchhalter können sich z.B. mit der Gründung eines eigenen Buchhaltungsbüros selbstständig machen.
Der Beruf des Finanzbuchhalters hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr in Deutschland etabliert und an Anerkennung gewonnen.
Man hört von vielen Seiten, dass die Weiterbildung zum Finanzbuchhalter wirklich einen großen Schritt auf der Karriereleiter bedeuten kann.
Neben der Vermittlung des theoretischen Fachwissens wird bereits während der Weiterbildung darauf Wert gelegt, dass auch die Software-Kenntnisse erlangt werden. So kann Wissen und Anwendung von Beginn an optimal verbunden werden.
Im Vergleich zur Ausbildung des Steuerberaters für die Examensprüfung beispielsweise wird beim Finanzbuchhalter sehr viel mehr Praxisnähe eingehalten. Es geht nicht ausschließlich um die Theorie. Die Lehrer kommen oftmals selbst aus der Wirtschaft und beziehen den Lernstoff auf reale Fälle.
Und nicht zuletzt sollte an dieser Stelle auch das mögliche Gehalt eines Finanzbuchhalters angesprochen werden. Die anspruchsvolle Arbeit wird adäquat entlohnt. Das durchschnittliche Bruttogehalt liegt anfangs zwischen 3.000 und 3.300 Euro im Monat. Hierbei handelt es sich um die Grundvergütung, die sich um etwaige Zulagen und Sonderzahlungen (Urlaubsgeld) erweitert.
So wünschen wir allen Lehrgangsteilnehmern viel Disziplin und Durchhaltevermögen und drücken dann die Daumen, dass später in der passenden Beschäftigung das Wissen angewandt werden kann!
Hast du schon über eine Weiterbildung zum Finanzbuchhalter nachgedacht? Dann lass uns gerne im Forum darüber diskutieren.
4 Comments
Hallo, ich finde diesen Artikel sehr hilfreich und informativ, nur hätte ich gerne noch eine Auflistung von den Schulen gehabt, wo Weiterbildungen genau mit diesen Inhalten angeboten werden. Nur so als Anregung.
Trotzdem vielen Dank:-)
Hallo Jana,
danke für deinen Kommentar 🙂
Die Auflistung ist gar nicht so einfach, weil es sehr viele Schulen gibt, die eine solche Weiterbildung anbieten.
Aber ich arbeite schon daran, dass du hier auf dieser Seite bald eine Übersicht finden kannst.
Liebe Grüße
Melchior
Hallo,
ich möchte eine Weiterbildung in der Finanzbuchhaltung machen.
Aber ich verfüge nur über Grundlagen in der Buchhaltung (habe ich im Ausland bei der Wirtschaftsakademie Bukarest 1 Jahr Buchhaltung studiert).
Also, meine Frage ist:kann ich eine Weiterbildung im Finanzbuchhaltung ohne eine praktische Erfahrung in der Buchhaltung machen?
Ich besitze auf gewisse Grunlagen in der Buchahltung, habe ich 5 Jahre kaufmännische Erfahrungen,aber im anderen Bereich.
Vielen Dank,
Iulia
Inzwischen lese ich oft bei Stellenausschreibungen, dass Steuerfachangestellte mit Weiterbildung zum Finanzbuchhalter gesucht werden. Anhand deines Artikels verstehe ich aber eher, das es sich für Quereinsteiger / Steufa´s mit längerer Pause eignet, da diese Bestandteile nun mal einen Teil der Ausbildung zum Steuerfachangestellten ausmachen. Sind die potenziellen Arbeitgeber nun falsch bei der Annahme, das diese „Weiterbildung“ wirklich nützlich für Steufa´s sind, die auch dauerhaft im Beruf stehen oder ist das wieder eines der Phänomene in Deutschland wo man nur das ist was einem auf einem Zertifikat bestätigt wird?