Als Steuerberater bist du quasi der „General“ der Steuerbevollmächtigten.
Strebst du an, Steuerberater zu werden, solltest du dir gleichzeitig auch Gedanken über Familienplanung, Weltreisen und andere zeitlich ausufernde Dinge machen.
Denn das Examen zum Steuerberater absolviert man nicht mal eben nebenbei. Es ist per se ein Full-Time-Job sich auf diese Prüfungen vorzubereiten.
Die Ausbildung/ Weiterbildung wird dir wahrscheinlich alles abverlangen. Schließlich kannst du mit diesem Abschluss eine eigene Kanzlei gründen und bist dann DER Ansprechpartner für alle möglich auftretende Fragen.
Von Bilanzbuchhalterin Müller über deinen Steuerfachangestellten Hartwig – Haben deine Angestellten eine Frage jedweder Art, bist du der „heilige Gral“, wenn diese partout nicht weiterwissen.
Steuerberater darf sich natürlich in Deutschland nur der nennen, der das staatliche Examen erfolgreich abgelegt hat. Die Berufsbezeichnung ist geschützt.
Die Voraussetzungen
Du willst das Wagnis nun eingehen. Es stellt sich die Frage, mittels welcher Wege du dies erreichen kannst.
Es gibt, grob gesagt, 3 Wege, die dich dorthin bringen können:
1. Der akademische Weg:
Du studierst entweder bis zum Bachelor (6 Semester bzw. 3 Jahre) in einer einschlägigen Studienrichtung oder dir gefällt dein Studium so gut, dass du den Master noch zusätzlich absolvierst. In diesem Fall würdest du 8 Semester bzw. 4 Jahre benötigen.
Im ersten Fall (Bachelor) benötigst du dann noch weitere 3 Jahre berufliche Erfahrung, um zur Steuerberaterprüfung zugelassen zu werden.
Schließt du dein Studium mit dem Master ab, sind es „nur noch“ 2 Jahre Berufserfahrung, die du sammeln musst um zugelassen zu werden.
2. Der praktische Berufsweg:
Du beginnst ganz klassisch eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten oder entscheidest dich für eine gleichwertige Ausbildung. Es ist also auch möglich, beispielsweise Bankkauffrau zu lernen. Wichtig ist, dass die Ausbildung eine kaufmännische Richtung aufweist.
Doch anschließend folgt eine Unzahl an Berufsjahren, ehe du die Prüfung zum Steuerberater angehen darfst: 10 Jahre musst du „auf dem Buckel haben“, um zugelassen zu werden.
Falls du nach deiner kaufmännischen Ausbildung die Weiterbildung zum Steuerfachwirt oder Bilanzbuchhalter angehst (was laut einer Umfrage bei Steuerazubi die meisten von euch anstreben), sind es dann noch „schlappe“ 7 Jahre, um zur Examenszulassung berechtigt zu sein.
3. Der Verwaltungsweg
Nicht zu vergessen: die wunderbare Beamtenlaufbahn.
Falls du eine gehobene Ausbildung als Beamter in der Finanzverwaltung getätigt hast (ohne Fachhochschulabschluss), könntest du ebenfalls mit weiteren 7 Jahren Berufserfahrung in den Genuss kommen, dich als Steuerberaterin niederzulassen.
Zeiten, die man sich auf die zu erbringenden Berufsjahre anrechnen lassen kann, sind:
- der gesetzliche Mutterschutz, wenn die praktische Tätigkeit vom Mutterschutz unterbrochen wird (Erziehungsurlaub zählt nicht dazu)
- Grundwehrdienst bzw. Zivildienst (in einem Zeitraum von sieben bis zehn Jahren)
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Wehe dem, der diese Prüfung unterschätzt…
Erwähnenswert ist, dass das Steuerberatexamen zu den anspruchsvollsten Abschlussprüfungen in Deutschland gehört.
Von diesem Fakt lenken auch die Bestehensquoten (Durchfallquoten, besser gesagt 😉 ) nicht ab.
Im Gegenteil: Circa die Hälfte der Teilnehmer an den Prüfungen fallen im ersten Durchgang durch.
Trauriger „Spitzenreiter“ der durchgefallenen Prüflinge war 2014 Brandenburg mit 62,5%. Die „Streber“ waren die Schleswig-Holsteiner mit nur 34,4%.
Grund hierfür ist unter anderem, dass der enorme Anspruch, der dem Examen innewohnt, häufig unterschätzt wird.
Viele Anwärter gehen das Vorhaben nebenberuflich an. Schließlich ist man – egal welchen Weg man bis zur Examensanmeldung gegangen ist- schon viele Jahre berufstätig.
Mal eben ein Sabbatical o.ä. einlegen, um im heimischen Garten oder in der Unibibliothek entspannt zu lernen, kommt für die Wenigsten in Frage.
Durchschnittlich gehen 1- 1,5 Jahre für die Examensvorbereitung ins Land.
Zudem sind viele von den Steuerberatern in spe bereits Eltern. Dies mit einer so Kräfte zehrenden Aufgabe wie dem Lernen für das Steuerberaterexamen zu vereinen, stellt für die Mehrzahl eine zusätzliche Herausforderung dar.
Unbedingt professionell vorbereiten
Eine dringliche Empfehlung sind die Vorbereitungskurse, die zuhauf von verschiedenen Institutionen angeboten werden.
Finanziell gesehen eine „echte Investition„, wenn man sich die Kosten hierfür betrachtet. Es kommen mehrere Tausend Euro zusammen für Prüfungsanmeldungen, Fachliteratur, Bearbeitung der Unterlagen seitens der Steuerkammer sowie den Kursen zur Vorbereitung.
Aber alles in allem ist dies fast ist nicht zu umgehen, wenn man erfolgreich durch die Prüfung hindurch kommen will.
Diese Kurse umfassen unter anderem auch Klausurentrainings oder Übungen für die mündliche Prüfung.
Es gibt die Möglichkeit, staatliche Zuschüsse zu beantragen. Jedoch decken diese nur einen kleinen Teil der Ausgaben. Falls du dies ins Auge fassen solltest, dann beantrage die Zuschüsse unbedingt VOR Beginn deiner Weiterbildung. Sonst sind diese hinfällig.
Du hast einen echten Jackpot gezogen, wenn dich dein Arbeitgeber bei dem Vorhaben sowohl finanziell als auch organisatorisch (mit Urlaubstagen vor/zur Prüfung) unterstützt.
Anmeldung zu den Prüfungen
Bis zum 30. April des Prüfungsjahres kannst du dich bei der Steuerkammer deines Bundeslandes anmelden. Die Formulare zur Anmeldung findest du auf den jeweiligen Homepages der Steuerkammern zum Download.
Natürlich kannst du dir diese auch ganz „oldschool“ persönlich bei der Kammer abholen.
Die Prüfungen
Wenn es soweit ist und du höchst motiviert und vollgepumpt mit Wissen über Wirtschaft, Recht und Steuern bist, musst du den Mount Everest der Prüfungen besteigen. Im Oktober finden die schriftlichen Prüfungen für die Steuerberater in spe statt:
- In drei 6- stündigen (!) Klausuren beginnt der Prüfungsmarathon mit den Schwerpunkten Bilanzsteuerrecht, Ertragssteuerrecht und Verfahrensrecht beweist du dich als absoluter Steuerprofi
- Erst einmal Herzlichen Glückwunsch an alle, die DAS geschafft haben! Als nächsten Schritt wirst du im darauf folgendem Jahr zur mündlichen Prüfung In dieser wirst du 90 Minuten zu Themen aus sechs verschiedenen Prüfungsthemen ausgequetscht (z.B. Berufsrecht, Umsatzsteuer u.a.).
Auch einen 10-minütigen Vortrag zu einem dir aufgetragenem Thema musst du dann halten.
Wer prüft dich?
Sechs Leuten wirst zu Angesicht zu Angesicht stehen.
Die Prüfungskommission besteht ausschließlich aus Finanzbeamten des höheren Dienstes, langjährigen Berufsträgern. Auch Professoren und Sachverständige, die der freien Wirtschaft angehören, können dieser Kommission angehören.
Wann habe ich bestanden?
Die Ergebnisse aus schriftlicher und mündlicher Prüfung werden gleich gewichtet.
Wenn das Gesamtergebnis durch 2 dividiert mindestens 4,15 beträgt, darf man dir gratulieren. Du bist jetzt Steuerberater!
Sicherlich gibt es geringere Herausforderungen als die, Steuerberaterin zu werden, doch die Mühe lohnt sich.
Hast du einmal dieses Ziel erreicht, stehen dir Tür und Tor offen in Sachen Steuerkarriere!
Denkst du darüber nach dich zum Steuerberater weiterzubilden? Dann hinterlasse uns gerne einen Kommentar oder diskutiere die Karrieremöglichkeiten mit uns im Forum.
3 Comments
Oder noch eine Art:
Ausbildung als Steuerfachangestellte,
dann 3 Jahre Betriebswirt in steuern,
Dann 1,5 Jahre betriebswirtschaftliches Studium mit bachlorabschluss
Und mit 3 Jahren Berufserfahrung (die man bis dahin hat wenn man das alles berufsbegleitend macht) den Steuerberater
Nein, das stimmt so nicht.
Zur Prüfung ist zuzulassen, wer ein wirtschaftswissenschaftliches (..) Hochschulstudium (..)erfolgreich absolviert hat und eine anschließende (!!) praktische Tätigkeitszeit von zwei bzw. drei Jahren nachweisen kann.
Selbstverständlich zielt die Prüfung zum Steuerberater auf eine freiberufliche Tätigket. Wie ist es jedoch bei einem späteren Wechsel zu einer Behörde. Wie erfolgt die Laufbahnzuordnung bei beruflicher Qualifikation (ohne Hochschulabschluss)?