Welche Karriereziele habe ich? Wie und wo kann ich mich am besten weiterentwickeln? Wohin mit meinem Wissen? Wie kann ich meine Fähigkeiten einsetzen?
Das alles sind Fragen, die sich viele Steuerfachangestellte im Laufe ihrer Ausbildung stellen.
Tatsächlich sind Steuerfachangestellte mit oder ohne Weiterbildung vielfältig einsetzbar: Beim Steuerberater, in Kreditinstituten, in der Berufsschule, beim Finanzamt oder in der freien Wirtschaft.
Im Folgenden werde ich dir erläutern welche Positionen du im Unternehmen, also in der freien Wirtschaft, übernehmen kannst und welche Unterschiede es zum „klassischen“ Job in der Steuerkanzlei gibt.
Als Steuerfachangestellte kannst du in verschiedenen Bereichen im Unternehmen eingesetzt werden: In der Buchhaltung, im Personalwesen, im Controlling, in der Steuerabteilung und letztendlich auch im Sekretariat.
Viele Aufgaben in der Buchhaltung entsprechen denen des Steuerbüros, weshalb du auch überhaupt erst interessant für ein Unternehmen bist.
Du musst Geschäftsvorfälle buchen, die Umsatzsteuervoranmeldung fristgerecht übersenden, Konten abstimmen und monatliche/jährliche Abschlüsse vorbereiten oder sogar erstellen.
Je nach Größe des Unternehmens wirst du einem bestimmten Bereich des Rechnungswesens zugeordnet. So kann es zum Beispiel sein, dass du ausschließlich für die Kreditoren/Debitoren-Buchhaltung oder die Anlagenbuchhaltung zuständig bist.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass du als Schnittstelle zu externen Partnern wie dem Steuerberater, Banken oder Krankenkassen fungierst und die Buchhaltung zum Weiterleiten vorbereitest.
Größere Konzerne haben oft eine eigene Steuerabteilung und übertragen fast keine ihrer steuerlichen Aufgaben an externe Berater. Sie haben quasi ein eigenes Steuerbüro, wo du als Steuerfachangestellte gut aufgehoben sein könntest.
Zuständig bist du hier für die fristgerechte Übermittlung von Umsatzsteuervoranmeldungen, Begleitung von Betriebsprüfungen, Erstellung von Steuererklärungen und – bilanzen und natürlich bist du der Ansprechpartner für alle steuerlichen Sachverhalte.
Vielleicht hast du schon einmal von jemandem mit deiner Ausbildung gehört, dass er oder sie im Controlling arbeitet?
Was bedeutet Controlling denn überhaupt? Controlling ist ein Teil der Unternehmensführung, deren Schwerpunkte liegen im Steuern, Planen und Kontrollieren von Vorgängen.
Hier laufen die Daten und Informationen aus den unterschiedlichen Abteilungen zusammen, werden ausgewertet und anschließend an die führenden Organe (also dem Geschäftsführer oder dem Vorstand) weitergeleitet.
Wie du an dieser kurzen Beschreibung schon erkennst, benötigt man in diesem Bereich im Unternehmen betriebswirtschaftliche Kenntnisse, die eine Steuerfachangestellte durchaus besitzt.
Doch um so eine Position zu erlangen, setzen die Unternehmen in den meisten Fällen entweder ein Studium oder eine Weiterbildung zum Bilanzbuchhalter oder langjährige Berufserfahrung voraus, was sinnvoll ist, damit man die Anforderungen auch erfüllt werden.
Im Gegensatz zu der Arbeit beim Steuerberater kann es sein, dass du nur noch in ein Tätigkeitsgebiet im Unternehmen rutschst und beispielsweise mit der Erstellung von Lohn – und Gehaltsabrechnungen nicht mehr betraut wirst.
Das ist von Vorteil, wenn dir ein Bereich sowieso nicht so gut liegt und er dir keinen Spaß macht – kann aber auch sehr eintönig werden.
Des Weiteren wirst du nicht mehr die Vielfältigkeit an Mandanten betreuen, sondern ausschließlich mit einem Unternehmen – deinem Arbeitgeber – beschäftigt sein.
Der Nachteil auf der einen Seite ist, dass du die Besonderheiten unterschiedlicher Branchen nicht kennenlernen wirst.
Auf der anderen Seite musst du nur noch die Frist für eine Umsatzsteuervoranmeldung einhalten, du musst fehlenden Belegen nicht tagelang hinterher laufen, weil du direkt an der Quelle sitzt und dir fällt es leichter, Geschäftsvorfälle nachzuvollziehen, weil du live dabei bist.
Das bedeutet, dass es im Unternehmen deutlich stressfreier sein kann als beim Steuerberater, bei dem du teilweise mehreren Mandanten gleichzeitig gerecht werden musst.
Welches die beliebtesten Aufgaben eines Steuerfachangestellten sind, kannst du hier nachlesen.
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Ein wichtiger Gesichtspunkt, der bei der Entscheidung, ob man in die freie Wirtschaft wechseln möchte, von großer Bedeutung sein kann, ist natürlich das Gehalt.
Es wird behauptet, dass man im Konzern mehr verdient als beim Steuerberater. Aber stimmt das auch?
Fakt ist, dass Unternehmen aus der freien Wirtschaft häufig an Tarifverträge gebunden sind, was beim Steuerberater nicht der Fall ist. In Tarifverträgen ist der Mindestlohn meistens höher als der gesetzliche Mindestlohn, denn Gewerkschaften haben in Tarifverhandlungen die Mittel, höhere Löhne herauszuschlagen.
Außerdem steht im Unternehmen im Zweifelsfall der Betriebsrat hinter dir, der gegenüber dem Arbeitgeber sehr einflussreich sein kann und gewisse Instrumente zur Durchsetzung von Gehaltserhöhungen einsetzen kann.
Andererseits kann sich der fehlende Tarifvertrag beim Steuerberater auch positiv für dich auswirken, denn hier hast du dadurch einen größeren Verhandlungsspielraum. Da es an Fachkräften auf dem Markt mangelt und die Kanzleiinhaber gut ausgebildetes Personal suchen, hast du als qualifizierter Steuerfachangestellter herausragende Chancen, entsprechende Konditionen zu vereinbaren.
Egal wie du dich entscheidest, überlege dir vorher genau, was deine Ziele sind.
Möchtest du zum Beispiel Steuerfachwirt oder Steuerberater werden, solltest du auch weiterhin in einer Kanzlei arbeiten, um praktische Erfahrung zu sammeln und vom Steuerberater zu lernen (außerdem ist es verpflichtend hauptberuflich beim Steuerberater o.ä. tätig zu sein, damit du zur jeweiligen Prüfung zugelassen wirst).
Aber natürlich bietet dir auch ein Unternehmen die Möglichkeiten aufzusteigen. Wenn du eigenständig und engagiert arbeitest und dich immer weiter bildest, kannst du später sogar im Management arbeiten und eine leitende Stelle übernehmen.
Je nach Größe der Kanzlei oder des Konzerns, können die Aufgaben, Positionen und Möglichkeiten, die dir geboten werden, natürlich variieren.
Und? Hast du dich entschieden? Welchen Weg wählst du? Schreibe mir doch einen Kommentar oder komm in unser Forum und diskutiere mit uns über mögliche Karriereschritte.
5 Comments
Hallo,
welche Unternehmen gibt es denn zum Beispiel in der Freien Wirtschaft für Bilanzbuchhalter oder Steuerfachwirte?
Da gibt es doch ganz viel! Jedes Unternehmen, das die Buchhaltung nicht komplett beim Steuerberater machen lässt hat Verwendung für die genannten Berufe. Gib die Berufe oder Buchhaltungs-Stichworte mal in der Jobbörse ein, weiter unten kann man Branchen auswählen – da machst du das Häkchen bei Steuern raus. In meinem Umkreis sind es jedenfalls hunderte Ergebnisse.
Ich wünschte, bei mir wäre es so. Habe im Dezember 2017 meinen Bibu erfolgreich bestanden und mich auch bei Firmen beworben. Bis zum Vorstellungsgespräch und dann nach Wochen des Hoffens und Bangens eine Absage. Oder erst gar keine Absage erhalten und nie wieder was von den entsprechenden Unternehmen gehört. Leider gibt es bei mir in der Gegend auch nicht so viele Unternehmen. Und ohne Auto ist es schon beschwerlich, bis außerhalb zu kommen, da nicht jeder Ort über eine gute Verkehrsanbindung verfügt. Sehr schade für mich, da ich mehr und mehr das Gefühl habe, den Bibu um sonst gemacht zu haben. Und ich hab auch kein Interesse mehr, beim StB zu bleiben. Blöder Verdienst, anstrengende Mandanten und ständig dieser Termindruck.
Ich selbst habe im Juni 15 die Prüfung mit Note vier abgelegt und ab August 15 beim WP/StB/RA angefangen. Startgehalt 2,400. Jetzt bin ich in der Immobilienbranche mit 3,000 Euro plus 13. Gehalt, 44 Euro Zuschuß zur Fahrkarte. Ich bin 30, bin per Umschulung in den Job gekommen.
Fazit: Für den Anfang ist der Steuerberater gut, um Berufserfahrung zu sammeln. Allerspätestens sollte man nach drei Jahren und dem Bilanzbuchhalten abhauen. Dabei kenne ich Leute hier in Berlin, die mit deutlich weniger als 2,400 angefangen haben. In meiner Klasse hatte ich das höchste Einstiegsgehalt.
In den Wirtschaftswissenschaften ist die Promotion nicht annahernd so weit verbreitet wie in den Sozial- oder Naturwissenschaften. nur knapp 2,6 Prozent der Wirtschaftswissenschaftler in Deutschland haben nach Auswertung des Mikrozensus 2012 einen Doktortitel. Unter den Volkswirten liegt die Quote bei etwa 5,7 Prozent. Eine Promotion ist nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Volks- und Betriebswirte vor allem fur eine wissenschaftliche Karriere erforderlich. „Aber auch in Nichtregierungsorganisationen (nGo) und in der Politik kann der Doktortitel einen Vorteil bringen“, sagt Sprecherin Dr. Alexandra Rohlmann. Bei Unternehmensberatungen werde oftmals auch ein Sabbatical fur eine Promotion angeboten. Was im Wirtschaftsleben aber vor allem zahle, sei die Leistung im Job. Au?erdem gebe es inzwischen Alternativen zur Promotion: „Der MBA hat hier im Vergleich zum Doktortitel sehr aufgeholt und wird oft auch von den Unternehmen im Rahmen von Weiterbildungsma?nahmen bevorzugt, weil er