Wie werde ich Steuerberater? Immer wieder werden wir Steuerfachangestellten mit der Hierarchie der Steuerexperten konfrontiert.
Leider tauchen wir nach wie vor auf der untersten Ebene dieser Hierarchie auf. Dabei ist es völlig unerheblich, ob wir noch Auszubildende oder bereits seit Jahren ausgelernte Fachkräfte sind.
Allein dies ist schon für einige ein Grund, später noch die Prüfung zum Steuerberater abzulegen.
Was genau das bedeutet, wirst du in diesem Artikel erfahren. Zusätzlich geben wir eine Antwort auf die Frage, wie du Steuerberater wirst.
Beginnen wir mit der wichtigsten Frage: Was ist der Unterschied zwischen Steuerberater und Steuerfachangestellte?
Der Beruf der Steuerfachangestellten ist, wie wir wissen, ein anerkannter Ausbildungsberuf.
Neben verschiedenen organisatorischen Aufgaben zählt im Berufsleben die wichtigste Aufgabe, nämlich das Zuarbeiten für den Steuerberater. Ob Finanzbuchhaltung, Gehaltsabrechnungen, Steuererklärungen oder Jahresabschlüsse…
Der Steuerfachangestellte bereitet diese Arbeiten soweit vor, dass der Steuerberater später auf diesen Ergebnissen aufbauen und seine beratende Tätigkeit durchführen kann.
Die Steuerfachangestellten sind die unentbehrlichen Helfer eines jeden Kanzleiinhabers bei steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten.
Der Steuerberater ist höher gestellt und übernimmt die verantwortungsvolleren Beratungen. Dafür muss er in der Examensprüfung sein Wissen nachweisen, das weit über den Kenntnissen eines Steuerfachangestellten liegt.
Steuerberater stehen ihren Mandanten in allen Steuerangelegenheiten unterstützend, bei finanzgerichtlichen Prozessen durch Vertretung und bei sämtlichen betriebswirtschaftlichen Problemen mit Beratung zur Seite. Die Hauptaufgabe ist es, die steuerlichen Pflichten der Mandanten zu erfüllen.
In der täglichen Praxis wird die Abgrenzung der Tätigkeiten nicht ganz strikt vorgenommen.
Oftmals übernehmen auch die Steuerfachangestellten Aufgaben, die rein rechtlich gesehen dem Steuerberater vorbehalten sind. Es ist nicht selten, dass der Steuerfachangestellte schon einen Jahresabschluss komplett erstellt, diesen mit dem Berater bespricht und der Berater am Ende seine Unterschrift unter den Abschluss setzt.
Die Verantwortung liegt aber letztlich beim Steuerberater.
Um Steuerberater zu werden, gibt es im wesentlichen 3 Wege, die du gehen kannst: Entgegen einer häufigsten Annahme ist ein universitäres Studium jedoch nicht zwingend erforderlich.
Wenn du ein wirtschafts- oder rechtswissenschaftliches Hochschulstudium oder ein Studium mit wirtschaftswissenschaftlicher Fachausrichtung hast, gibt es zwei Möglichkeiten, wie du zum Steuerberaterexamen zugelassen werden kannst.
Du kannst jedoch auch Steuerberater werden, wenn du keinen Studienabschluss hast.
Nach der Ausbildung zur Steuerfachangestellten (oder einer anderen kaufmännischen Ausbildung) musst du eine 10-jährige Praxiszeit in der Steuerberatung nachweisen, um zum Steuerberaterexamen zugelassen zu werden.
Diese Praxiszeit kannst du allerdings verkürzen, wenn du die Prüfung zum Steuerfachwirten oder zum Bilanzbuchhalter erfolgreich abgelegt. In diesem Fall benötigst du noch eine Praxiszeit von 7 Jahren.
Es steht also fest, dass ein Anwärter auf das Steuerberaterexamen in jedem Fall – ob mit oder ohne Studium – eine mehrjährige Berufserfahrung nachzuweisen hat.
Welchen Weg du auch immer für dich wählst, die Prüfung zum Steuerberater ist nicht einfach und erfordert eine intensive Lernphase im Vorfeld.
Eine festgelegte Art der Vorbereitung wird nicht vorgeschrieben. Somit könnte man sich im Grunde genommen auch alleine mit dem Aneignen und Verinnerlichen des Prüfungsstoffs beschäftigen.
Empfehlenswert ist es hingegen, sich einem Vorbereitungskurs anzuschließen.
Hier gibt es die verschiedensten Varianten der Vorbereitung: Fernlehrgang, Wochenend- oder Abendkurs usw. Eine erste Übersicht über verschiedene Anbieter gibt es unter anderem hier.
Um zu verdeutlichen, wie umfangreich die Theorie ist, die im Rahmen der Prüfung abgefragt wird, hier eine Zusammenfassung der Themengebiete:
Diese Themen werden dann bei der Steuerberaterprüfung schriftlich und mündlich abgefragt.
Dabei nimmt der schriftliche Teil 3 Tage in Anspruch, wobei 3 Klausuren zu jeweils 6 Stunden auf dem Plan stehen.
Wer diese Klausuren bestanden hat, wird dann zur mündlichen Prüfung eingeladen. Diese wird aus einem Vortrag des Bewerbers von circa 10 Minuten bestehen.
Das Thema dieses Vortrags kann der Bewerber aus drei verschiedenen Vorschlägen auswählen, die ihm kurz vor der mündlichen Prüfung vorgestellt werden. Er hat danach 30 Minuten Zeit, um den Vortrag vorzubereiten.
Sowohl der Vortrag als auch die drei Klausuren werden einzeln bewertet.
Die Prüfung ist bestanden, wenn die durch zwei geteilte Summe aus den Gesamtnoten für die schriftliche und die mündliche Prüfung die Zahl 4,15 nicht übersteigt.
Am Ende dieses Beitrags möchten wir noch ein paar informative Zahlen und Fakten erwähnen.
Dies sollen selbstverständlich nicht der Abschreckung dienen, vielmehr um zu verdeutlichen, wie empfehlenswert eine intensive Vorbereitung auf die Prüfung des Steuerberater ist.
Im Jahr 2015/2016 wurden bundesweit folgende Zahlen statistisch festgehalten:
Im Vergleich dazu haben 2014/2015 von ursprünglich 5.120 Zulassungsanträgen später 2.049 Teilnehmer die Prüfung insgesamt bestanden. Dies entspricht einer Rate von 51,4%.
Möchtest du Steuerberater werden? Glaubst du, dass sich der ganze Lernaufwand lohnt? Lass uns gerne in den Kommentaren zu diesem Thema diskutieren.
13 Comments
Sehr schöne, verständliche Auflistung. Gibt oder gab es nicht noch die Möglichkeit, aus der Finanzverwaltung heraus Steuerberater/-in zu werden?
DIe Möglichkeit gibt es auf jedenfall. Meine Frage schließt sich daran an wieviele Jahre Berufserfahrung muss ein Beamter im gehobenen Dienst mit Diplom Finanzwirt (FH) vorweisen bevor er zur Steuerberater Prüfung zugelassen wird?
Muss diese Berufserfahrung in einer Steuerberaterkanzelei erfüllt werden oder kann diese auch im Finanzamt (auf geeigneten Stellen ; welche sind das ?) erfüllt werden?
Ich möchte nach meinem Abitur an der Uni Greifswald den Studiengang Recht-Wirtschaft-Personal belegen und anschließend meinen Master an der TU dresden absolvieren, welche auch Steuerrecht anbietet.
Sind diese Studien ausreichend, um den Beruf des Steuerberaters zu erreichen ?
Hallo, ich habe eine abgeschlossene Ausbildung zur Industriekauffrau (Abschluss 1996), ein BWL-Studium (VWA) und habe die Ausbildung zum Ausbilder (Abschluss 2000). Bin seit der Ausbildung im Bereich Vertrieb tätig. Jetzt möchte ich einen Wechsel wagen und Steuerberater werden, da mich Zahlen und Gesetztestexte faszinieren. Kann ich mit dieser Voraussetzung ein Fernstudium zum Steuerberater beginnen? Vielen Dank schon mal für die Antworten.
Hallo Oya,
den Vorbereitungskurs kannst du beginnen. Das Problem wird die Zulassung zur Steuerberaterprüfung sein denn dir fehlt die zwingende berufspraktische Tätigkeit von min. 3 Jahren bei einem StB/WP. Ohne diese wirst du nicht zur Prüfung zugelassen.
Gruß
Sascha
Liebe Melchior, danke Ihnen für deutliche Erklärung des Berufs Steuerberater. Als mein Sohn Steuerberater werden möchte, suche ich nach der Info über diesen Beruf. Bevor ich diesen Artikel gelesen habe, wusste ich nicht vom Unterschied zwischen Steuerberater und Steuerfachangestellte. Aus Ihrem Artikel habe ich auch erfahren, dass Steuerberater höher als Steuerfachangestellter gestellt ist und die verantwortungsvolleren Beratungen übernimmt, und dass der Beruf der Steuerfachangestellten ein anerkannter Ausbildungsberuf ist.
Ich verstehe nicht wenn man den Steuerfachangestellten macht und dann nach drei Jahren den Steueefachwirt kann man erst nach 7 Jahren Steuerberater werden. Aber das sind ja insgesamt wieder 10 Jahre Berufserfahrung bis zum Steuerberater bekommt man da keine Verkürzung wenn man den Steuerfachwirt macht
Die ersten 3 Jahre werden ja auch angerechnet. Man kann also ca 4 Jahre nach der Fachwirt Prüfung den Steuerberater machen.
Hallo,
ich habe mein Studium kurzweilig unterbrochen. Und arbeite in einem Steuerbüro. Kann ich das als Berufserfahrung anerkennen lassen wenn ich danach mein Studium abschließe?
Zitat: „Im Vergleich dazu haben 2014/2015 von ursprünglich 5.120 Zulassungsanträgen später 2.049 Teilnehmer die Prüfung insgesamt bestanden. Dies entspricht einer Rate von 51,4%.“
Wie kommst Du auf dieses Ergebnis und wie auf die ebenfalls 51,4% im Absatz darüber? Nicht nachvollziehbar.
Hallo,
ich bin momentan mitten in meinem Studium im Bereich Wirtschaftswissenschaften und kann mich innerhalb dessen schon auf Rechnungslegung spezialisieren. Meine Frage ist nun: Welche Jobs bieten sich nach dem Bachelor oder auch Master an, um Berufserfahrung für das Examen zu sammeln?
Ich gehe noch zur Schule, überlege aber schon ob ich auch Steuerberater werden soll. Ich habe bereits mein Schulpraktikum bei einem Steuerberater in Hamm http://www.ecandes.de gemacht und es hat mir sehr gut gefallen. Dabei durfte ich viele interessante Sachen machen und freu mich schon auf mein Studium.
Haben Sie es eigentlich so nötig um im Internet Schleichwerbung zu machen?