Steuerberater sind aus der Sicht der angestellten Azubis häufig merkwürdige Gestalten: Sie sind mal in der Kanzlei, mal nicht, manchmal kommen sie später, gehen dafür früher und haben ständig Termine.
Wenn es dir auch so geht, dass du eigentlich gar nicht weißt, welche Charakterzüge dein Chef für seinen Beruf als Steuerberater haben muss, solltest du dein Wissen dahingehend schnell auffrischen.
Denn wenn du weißt, welche charakterlichen Züge dein Chef oder deine Chefin in seinen eigenen Beruf mitbringt, weißt du auch ein bisschen besser, wie man sich ihm gegenüber verhalten muss, um nicht unangenehm aufzufallen.
Um den Chef besser zu verstehen, muss man wissen, was er eigentlich den ganzen Tag macht.
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Der Steuerberater ist in erster Linie der Partner des Mandanten – er soll ihn glücklich machen.
Er beantwortet Fragen und hilft bei gerichtlichen oder außergerichtlichen Verfahren und berät Unternehmen insgesamt bei allen Fragen rund um den Betrieb – wie es weitergeht, unter welchen Umständen ein Unternehmen verkauft werden soll und natürlich nicht zuletzt, wie man allgemeine Ausgaben und Steuern sparen kann.
Er muss also nicht nur loyal dem Mandanten gegenüber sein, sondern auch eine gewisse Autorität und Selbstischerheit an den Tag legen.
Daher ist es unerlässlich, sich auch als Azubi mit den Mandanten zu verstehen, auch auf schwierige Persönlichkeiten freundlich und kooperativ zuzugehen und stets höflich und seinerseits loyal zu sein.
Sobald der vorgesetzte Steuerberater in dein Verhalten etwas hineininterpretieren kann, das nicht seinen Ansprüchen entspricht, eckst du schnell an. Also halte dir immer vor Augen, wie wichtig Höflichkeit und Freundlichkeit sind und ihr (du und dein Chef) seid bereits auf einem guten Weg, ein freundschaftliches Chef-Azubi-Verhältnis aufzubauen.
Das geht nur, wenn du dich bemühst, den Charakter des Chefs und auch allgemein den Chef zu verstehen.
Ganz wichtig ist auch, dass nach der BoStB (Berufsordnung der Bundessteuerberaterkammer), dem Leitkodex der Steuerberater, festgelegt ist, dass sich Steuerberater untereinander kollegial verhalten müssen und sollen. Sie sind in erster Linie keine Konkurrenten, sondern Kollegen.
So solltest du niemals über einen ehemaligen Arbeitgeber schlecht reden, besonders nicht, wenn die Gefahr besteht, dass sich der alte und der (potentiell) neue Chef untereinander kennen.
Außerdem ist ein Fettnäpfchen für Steuerfachangestellte und somit auch für Azubis allgemein der:
Auch wenn klar ist, dass du die finanziellen und teilweise auch familiären Verhältnisse eines Mandanten kennst und damit vertraut bist, solltest du dich davor hüten, dem Mandanten irgendeine Aussage darüber zu geben.
Du darfst weder auf Fragen antworten, die in geringster Weise beratende Antworten erfordern und du solltest niemals – also wirklich niemals – den Mandanten am Telefon oder im persönlichen Gespräch wissen lassen, dass du irgendetwas über ihn weißt.
Besonders bei gerichtlichen und außergerichtlichen Verfahren sind Selbstsicherheit und Autorität von Nöten, um sich durchsetzen zu können.
Das wirkt sich häufig auch auf den Kanzleialltag aus, sodass man mit einem gewissen Respekt an seinen Chef herangehen sollte und auch bei Fragen versuchen sollte, erst Kollegen oder die Mit-Azubis um Rat zu fragen.
Das ist aber auch gut so, denn Auszubildende zu Steuerfachangestellten brauchen ein hohes Maß an Eigeninitiative und sollen selbstständig Arbeiten können – was im Alltag oft heißt, dass du wissen musst, woher du deine Informationen am besten bekommst.
Außerdem bekommt der Steuerberater so mit, dass der Kanzleialltag funktioniert und die Kommunikation stimmt. Für die Chef-Azubi-Beziehung kann es auch ganz gut sein, wenn er von vielen Fragen, die teilweise vielleicht auch mehrfach gestellt werden müssen, nicht alle mitbekommt.
Dieser positive Begleiteffekt der Selbstsicherheit und Autorität eines guten Steuerberaters stärkt uns Steuerazubis im Alltag – kann aber natürlich auch seine Schattenseiten haben, sollte die Autorität falsch ausgenutzt und überzogen werden. Manchmal kann man hier den Chef nicht verstehen.
In Fällen, in welchen dein Chef sich nicht angemessen dir gegenüber verhält, kannst du immer die zuständige Steuerberaterkammer kontaktieren. Dir wird immer geholfen werden, solltest du bei der Arbeit angeschrien werden oder dich auf irgendeine Weise unterdrückt fühlen.
In einem solchen Fall, solltest du diesen Artikel lesen: Probleme im Ausbildungsbetrieb – Was kann ich tun?
Egal, was dich an deinem Chef stört – suche nie externe Hilfe, bevor du nicht mindestens mit einem Kollegen oder einer Kollegin, deinem Ausbilder oder deiner Ausbilderin und/oder mit deinem Chef persönlich gesprochen hast.
Der Weg zur Steuerberaterkammer sollte nur im höchsten Notfall erfolgen und du solltest dabei stets an den vorangegangen Punkt, die Loyalität denken.
So wie der Steuerberater Wert auf Genauigkeit und Sorgfalt legt, musst du dich auch intensiv um die Details deiner Arbeit kümmern.
In Anschreiben an Finanzämter oder Mandanten darf sich weder ein Fehler verbergen, noch sollte irgendwo ein Absatz zu viel oder zu wenig vorhanden sein – bei Zahlendrehern, insbesondere in der Finanzbuchhaltung, wirst du auch schon mal als zu hektisch oder schludrig abgestempelt.
Stell dir vor, du hast einen blöden Zahlendreher in der Finanzbuchhaltung, findest den Fehler trotz langem und mehrmaligem Suchen nicht und bevor du in aller Verzweiflung an dieser Aufgabe zu scheitern drohst, fragst du den Menschen, der wohl am meisten Erfahrung und Ahnung hat, nach Hilfe.
Dein Chef investiert hilfsbereit seine kostbare Zeit, nur um herauszufinden, dass ein einfacher Zahlendreher – für ihn schnell offensichtlich – der Grund deiner Hilfsbedürftigkeit ist.
Der Steuerberater wird dir das selbstverständlich verzeihen – aber du wirst dich schlecht fühlen, weil du da hättest alleine drauf kommen können.
In allen Bereichen, die mit deiner Arbeit zu tun haben, musst du dich zunächst selbst kontrollieren. Danach ist es von Vorteil, einen Kollegen zu fragen, ob er oder sie sich deine Arbeit anschauen kann und erst danach solltest du sie dem Chef vorlegen.
Ein Steuerberater ist in der Regel viele Jahre im Geschäft und hat unter Umständen selbst als Azubi angefangen. Daher kennt er die Regeln der Sorgfalt deutlich genauer und besser als du und es kann auch sein, dass er dir in den ersten Monaten übertrieben pingelig vorkommt.
Doch beleuchte immer beide Seiten der Charakterzüge eines Steuerberaters. Du solltest deinen Chef besser verstehen!
Wenn du wissen willst, wie Steuerberater als Ausbilder allgemein bewertet werden, könnte dich das Zeugnis für Steuerberater interessieren, das wir als Ergebnis einer Umfrage erstellt haben.
Wenn du Genauigkeitsfehler machst, ist das in erster Linie nicht schlimm und du wirst lernen, es besser zu machen. Wenn der Steuerberater Jahresabschlüsse oder Steuererklärungen mit Flüchtigkeitsfehlern verantwortet, kann es gravierende Konsequenzen haben.
Er muss also so sein, wie er ist und es ist enorm wichtig, dass er versucht, dir beizubringen, möglichst genau und sorgfältig zu arbeiten. So gut es eben geht.
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So wie dein Chef einsatzbereit sein muss, um seine Mandanten in jedem Fall zu vertreten und zu beruhigen, so wird auch von dir hohe Einsatzbereitschaft erwartet.
Besonders in Fristenangelegenheiten musst du zuverlässig sein – und das bedeutet, dass auch Überstunden anfallen können und du gerade kurz vor Fristende über den geplanten Feierabend hinaus gefordert werden kannst.
In solchen Situationen sollte man sich als Azubi keinesfalls beschweren – denn schließlich muss der Betrieb laufen und auf einen guten Steuerfachangestellten möchte man sich stets verlassen können.
Zeige dich stets hilfsbereit und versuche, immer den vollsten Einsatz zu geben – so können du und dein Chef übereinstimmen.
Die psychologischen Kenntnisse, die dein Chef als Steuerberater haben sollte, sind ein gefährlicher Grat für Azubis. Solltest du den Eindruck haben, dass du durch dein Auftreten Probleme haben könntest, hilft dir nicht nur Steuerazubi, sondern vielleicht auch ein Rhetorik-Kurs an der Volkshochschule. Auch kann dir ein gutes Buch zu Körpersprache und Rhetorik helfen, durch Übungen einen sichereren und besseren Auftritt hinzulegen.
Ich kann dir zum Beispiel dieses Buch empfehlen: Körpersprache und Rhetorik: Ihr souveräner Auftritt (Haufe Fachbuch)
Doch Missverständnisse sind vorprogrammiert, wenn du und dein Chef beide zu sehr auf Körpersprache, Mimik und Gestik achtet!
Mein Chef war nicht zufrieden mit mir und hat mir gesagt, was ich falsch mache. Neben mir stand der andere Azubi mit verschränkten Armen, der mit mir im Boot sitzt und eigentlich auch genauso viel Ärger verdient hat.
Aber ich fühlte mich durch ihn unterstützt und mein Azubi-Kollege ist mir sehr sympathisch, also verschränkte ich die Arme, so wie er es tat und bat den Chef, uns genau zu sagen, was denn konkret schief liefe.
Er hingegen verschränkte ebenfalls die Arme und empörte sich darüber, wie dreist und peinlich es von mir sei, dass ich fordere, er würde mir auflisten, welche Aufgaben schiefgelaufen oder vernachlässigt worden sind.
Dieses Beispiel ist in meiner ehemaligen Kanzlei passiert und zeigt drei Gründe, warum eine verschränkte Haltung eingenommen werden kann:
So kannst du sehen, wie zu viele Gedanken oder ein eingebildetes Reportoire an psychologischen Kenntnissen schnell zu Missverständnissen führen kann.
Versuche also im Zweifelsfall immer, Körperhaltungen sanft (nicht nachäffend oder auffällig) nachzuahmen und/oder Haltungen einzunehmen, in welchen du dich wohlfühlst und sicher auftreten kannst.
Um den Chef besser zu verstehen, ist es wichtig, die Charakterzüge eines Steuerberaters zu kennen und – viel wichtiger – auf gleicher Ebene zu kommunizieren.
Hast du Fragen zu ähnlichen Situationen oder kommst du mit deinem Chef überhaupt nicht zurecht? Dann ab in’s Forum und diskutiere mit anderen Steuerfachangestellten!
1 Comment
Diesen Artikel sollte mann VOR der Ausbildung lesen, gut zu wissen worauf man sich einlässt und was Steuerberater überhaupt für Leute sind. Sehr treffend formuliert 😉